Lissandra beobachtete Viren, lies sich allerdings nicht von ihm provozieren oder sonstiges. Stattdessen lag ebenfalls ein Lächeln auf ihre Lippen, Viren war sehr stolz und ihr war klar - das er die beste Performance hinlegen würde um sie und die anderen zu beeindrucken. Allerdings war ihre Motivation genau so groß, vor allem wenn Salvai ihnen dabei zusah hatte sie das Gefühl unbesiegbar zu sein. Sich daher nichts aus seinen Worten machend, sparte sie sich ihren Atem. Seine Reaktion war schnell, in Agilität und Schnelligkeit stand der schwarzhaarige ihr im nichts nach. Schließlich bewegte er sich Leichtfüßig, wie im Tanz um Schwung zu holen. Sie drehte sich ebenfalls, war allerdings nicht so schnell wie er und erhielt dadurch den nicht ernsthaften Schlag in die Kniekehle. Noch während sein Schwert das Leder ihrer Hose berührte, surrte die Klinge in Richtung seines Schwertarmes. Durch den kleinen Schlag war sie allerdings nicht eingeknickt, die Kniekehle war ein häufiges Ziel weshalb sie sich im Training daran gewöhnt hatte bei der empfindlichen Stelle nicht direkt einzuknicken.

Der Schlag traf. Allerdings nicht fest genug, da sie sich zu schnell mit mir drehte. Ihre Antwort kam sofort in Form eines Hiebs nach meinem rechten Arm. Den Atem für eine verbale Reaktion auf meine Stichelei ersparte sie sich. Mit einem amüsierten Schnauben wich ich nach hinten zurück um einem Treffer zu entgehen. Sie wusste, wann man besser schwieg. Etwas das ich nicht beherrschte, wenn ich Vitas‘ Ansicht Glauben schenkte. Aber wieso sollte ich auch? Ich war viel zu gut gelaunt um das Geschehen unkommentiert zu lassen. Dem ersten Schritt folgten drei weitere um etwas Abstand zwischen uns beide zu bringen. Während ich zurückwich breitete ich einladend die Arme aus, senkte dabei das Schwer und somit meine Deckung. „Nur nicht so schüchtern. Zeigt mir, dass Ihr die Worte Eures Verlobten einhalten könnt.“ Noch während ich sprach konnte ich Vitas‘ Stimme in meinem Kopf hören, wie sie mir all die Punkte aufzählte, welche ich in einem Kampf auf Leben und Tod zu unterlassen hatte und die ich gerade missachtete. Aber hier hatte es niemand auf mein Leben abgesehen. Also stellte ich die Worte des Weißhaarigen leiser, hielt meinen Fokus auf die Grünhaarige und forderte sie mit gesenkter Stimme noch einmal heraus. „Lasst es mich fühlen.“

Es herrschte noch immer Stille, abgesehen von Viren welcher dem Schlag auswich und zurücktrat. Sie musste wegen seinen Worten etwas schmunzeln, fühlte sich dadurch kein bisschen provoziert. "Gern." War lediglich ihre leise, aber bestimmte Antwort. Auf ihr Wort hin lies sie auch gleich Taten walten, in dem sie nun ihre Beine fest in den Boden stemmte und nun in etwas niedriger Haltung auf ihn zuschoss. Ebenso wie er vollführte sie eine Drehung, allerdings nutzte sie diese um außerhalb seines Blickwinkels das Schwert von der rechten in die linke Hand wandern zu lassen. Direkt danach holte sie Schwung aus der Umdrehung, geplant war von unten nach oben auszuholen. Es war nicht so das sie ihn verletzen wollte, aber täte sie nicht auf seine Künste vertrauen würde sie vermutlich nicht mit einem derart schnellen und gezielten Schlag ausholen, der erneut seinen Schwertarm fixierte. Wenn er fühlten wollte... gab sie natürlich ihr Bestes, ihm zumindest etwas einzuheizen. Bis einer von ihnen Aufgab würde es noch dauern, aber sie hatte nicht vor schnell klein bei zu geben. Ihr Ziel war es hauptsächlich ihn zu entwaffnen, dadurch würde er zur Aufgabe gezwungen werden. Ob sie das schaffte war natürlich etwas anderes, aber genau so wie er war sie ziemlich überzeugt von sich und ihren Fähigkeiten.

Dieses Mal tat sie mir den Gefallen und antwortete verbal. Ehe mir jedoch die Zeit blieb, dies zu kommentieren, kam sie auf mich zugeschossen. Sieht aus als hätte jemand beschlossen Ernst zu machen. Sie drehte sich, verbarg die Klinge für einen Moment mit ihrem Körper vor meinen Augen und als sie wieder in mein Sichtfeld kam, war sie nicht mehr dort wo sie hätte sein sollen. Erneut kam die Waffe meinem rechten Arm näher, doch nun spielte Lissandra nicht mehr. Sie hatte die Samthandschuhe abgelegt. Gut so. Ich war weder überrascht noch versuchte ich dem Hieb zu entgehen. Sie hatte noch nie mit Vitas trainiert. Auch wenn er seine Haupthand bevorzugte, war er mit der Nebenhand immer noch begabter als die meisten anderen mit ihrer starken Seite. Um mich zu überrumpeln musste sie mit anderen Tricks aufwarten. Meine Klinge sirrte als sie nach oben kam und ihren Platz zwischen unseren Körpern einnahm. Metall traf hart auf Metall als ich ihren Hieb abfing. „Netter Versucht“, kommentierte ich in leisem Singsang, hielt ihren Blick dabei mit dem meinen gefangen und nutze die Tatsache, dass sie derart nah war, um dieses Mal nach ihren Beinen zu treten in der Absicht sie zu Fall zu bringen.

Die grünhaarige schien ihn mit der Taktik nicht sonderlich aus der Ruhe gebracht zu haben, davon allerdings keines Wegs beirrt vernahm sie das klirren der Schwerter. Es zog unangenehm in ihren Arm da seine Klinge schwerer war, aber es war nichts an das sie sich nicht schon längst gewöhnt hatte. Er konnte noch immer Atem für Worte erübrigen, einerseits war sie erstaunt darüber und gleichzeitig war das irgendwie... passend. Es passte zu ihm. Viren versuchte sie erneut aus dem Gleichgewicht zu bringen in dem er nach ihren Füßen trat, sie hatte nicht vor sich erneut treffen zu lassen und sprang daher leicht nach hinten während die Klinge sich wieder vom Metal löste. Allerdings nur um schließlich mehrere direkt darauffolgende Angriffe zu starten, in die Offensive gehen. Dabei hatte sie nun seine Schultern und den Brustbereich im Visier, der Blick lag allerdings durchgehend auf seinem Gesicht um ihm jede Regung ablesen zu können. Erneut erwiderte sie nichts auf seine Worte, sie hatte nicht vor auf kleine Stichelleien einzugehen.

Oh ja, die Samthandschuhe waren abgestreift, wie ich noch einmal euphorisch feststellte als schließlich ein Hagel an Schlägen auf mich einprasselte. Es war jedoch kein wildes um sich schlagen, wozu sich einige viel zu schnell verleiten ließen. Es war noch immer ruhig und gezielt. Oh ja, Lissandra wusste wie man kämpfte. Die Begeisterung musste sich auf meinen Zügen wiederspiegeln als ich mich gegen ihre Hiebe werte. Ich wich mit tänzerischen Bewegungen aus, parierte mit singender Klinge, brachte dabei stets mehr Abstand zwischen uns und unsere Beobachter und damit auch zwischen Lissandra und das Licht spendende Feuer. Es war noch nicht derart dunkel, dass ein Mensch außerhalb des Feuerscheins nichts mehr erkennen konnte aber einige Details mussten dem menschlichen Auge inzwischen verborgen bleiben. Erneut senkte sich ihre Waffe auf meine Schulter. Ich blockte mit etwas mehr Kraft als nötig gewesen wäre um einerseits Hast zu simulieren, als hätte ich diesen Hieb gerade noch fangen können und auf der anderen Seite um es ihr durch die Vibration, welche durch ihr Schwert laufen würde schwerer zu machen zu erkennen ob sie mich trotz meiner Abwehr wirklich getroffen hatte. Denn im selben Moment flackerte Schmerz über meine Gesichtszüge, ich stolperte einen weiteren Schritt zurück und presste mir die freie Hand auf die Schulter.

Viren schaffte es jeden Schlag gezielt abzuwehren, durchaus hatte sie bemerkt das sie sich immer weiter von den anderen entfernten. Das Licht wurde schwächer und selbst der Mond schien dieses Mal kaum Licht zu spenden, weshalb es tatsächlich schwerer wurde das aufblitzen der Klingen im Schein des Feuers auszumachen. Die Versuche wieder in die Nähe des Feuers und der anderen zu gelangen scheiterten, da Viren ihr mit ebenfalls hoher Schnelligkeit kaum eine Chance lies. Noch immer waren ihre Schläge gezielt, hier und da Finten oder besonders schnelle Angriffe denen Viren aber bisher relativ problemlos entgegenwirken konnte. Schließlich setzte sie erneut einen Stich an, den er abwehrte. Besser gesagt glaubte sie es, deutlich hatte sie die abwehrende Klinge gespürt. Allerdings verzog sich Virens Gesicht, er trat zurück und hielt sich seine Schulter. Sie war sich nicht sicher ihn wirklich getroffen zu haben, normalerweise war ein Treffer eindeutig spürbar. Anfänglich kaum Widerstand, Kleidung riss ein und die Haut wurde durchstochen. Dann allerdings traf die Klinge auf Knochen und berstete meistens daran vorbei, da ein Degen für Stiche statt richtige Hiebe ausgelegt war. Und sie kannte das Gefühl eines getroffenen Gegners, immerhin war sie mit ihrem Schwert verbunden als wäre er ein verlängerter Arm. Daher trat sie nun einige Schritte zurück, den Blick auf ihn gerichtet. "Gibst du auf?" War schließlich ihre ruhige Frage, natürlich bedauerte sie es falls er wirklich verletzt war - aber beiden war klar gewesen das mögliche Verletzungen in Kauf genommen werden mussten, wenn der andere zur Aufgabe gezwungen werden sollte. Sie glaubte auch nicht das der Kampf bereits zu Ende war. Dennoch gab sie ihm die Gelegenheit etwas zu sagen, weshalb sie keinen weiteren Angriff vollführte. Der Degen war allerdings weiterhin erhoben, weiterhin in kampfbereiter Stellung. Die Sicht wurde noch deutlich verschlimmert als jemand genau das Feuer verdeckte, ein kurzer Blick reichte aus um ihren Verlobten auf der Bank auszumachen der den Kampf beobachtete und wohl in eine für ihn bequeme Position gerutscht war. Innerlich seufzte sie etwas, ihr süßer Idiot... andererseits würde Viren dadurch auch keinen Vorteil ziehen können, wenn es für sie beide zu dunkel wurde.

Sie stoppte ihren Angriff, blieb in einigen Schritten Entfernung stehen. Das war die Reaktion welche ich erwartet hatte. Anstatt den Moment zu nutzen und den Kampf für sich zu entscheiden, wich sie zurück, gab mir die Chance mich wider zu sammeln. In dieser Auseinandersetzung ging es nicht um ihr Leben aber diese Einstellung konnte sich schnell als fatal herausstellen. Es war ihr jedoch anzusehen, dass sie daran zweifelte mich wirklich getroffen zu haben oder wenn, dann konnte es nur ein Kratzer sein. Und für eine harmlose Schramme reagierte ich gerade ein wenig über. Dementsprechend behielt sie ihre Kampfhaltung bei. Ich öffnete den Mund um sie darauf hinzuweisen, dass es tödlich für sie enden konnte einem Gegner Mitgefühl entgegen zu bringen, doch tat sie in diesem Moment etwas, das nicht weniger fatal war. Ihr Blick glitt zum Feuer. Jemand dort hatte sich bewegt und verdeckte nun die Flammen. Ich machte nicht den selben Fehler wie sie. Es war mir gleich, wer mir gerade diese Chance verschaffte. Ich würde sie nutzen. Wie ein Jäger der seine Chance auf den Todesstoß sah preschte ich nach vorne. Meine Hand verließ die unverletzte Schulter, jegliche Emotion wich aus meinen Zügen. Sie würde versuchen rechtzeitig zu reagieren, doch zweifelte ich daran, dass sie durch die Ablenkung schnell genug sein würde. Ich wartete bis zum letzten Moment ehe das Schwert in meiner Hand sich drehte. Der Griff würde sie mit genügend Wucht in den Bauch treffen um ihr die Luft aus den Lugen zu pressen, sie verwundbar machen. Und im Gegensatz zu ihr würde ich nicht zögern, ihr keine Chance geben sich zu erholen.

Tatsächlich waren ihre Gedanken nicht ganz bei der Sache, zwar nur kurz aber lang genug hatte sie zu ihrem Verlobten gesehen weshalb ihr Gegner die Chance schließlich auch nutzte. Genau dafür hatte sie den Abstand gewählt, als der schwarzhaarige wie ein Blitz auf sie zuschoss. Durch das fehlende Licht wurde es durchaus schwer ihn klar von der restlichen Dunkelheit zu unterscheiden, weshalb sie nun rein nach Gefühl reagierte. Innerhalb weniger Sekunden entschied sie sich, sich davon treffen zu lassen. Allerdings nicht direkt in den Bauch da sie dem Schlag mithilfe einer Drehung so entgehen konnte, dass sie nur seitlich davon erwischt wurde. Es war nicht ohne, aber auch kein Schmerz den sie nicht ertragen könnte. Die Halbdrehung hatte allerdings noch einen Effekt, nämlich mit dem Ellbogen auszuholen der sein Gesicht treffen würde, wenn er nicht abbremsen sollte. Gleichzeitig hielt sie das Schwert in der anderen Hand, so das sie sich verteidigen konnte wenn er seinen Angriff in den nächsten umwandelte. Für sie war klar - er spielte mit Tricks, daher würde sie bei der nächsten gespielten Verletzung sicher nicht mehr zögern. Die grünhaarige war beeindruckt, er war sehr überzeugend... wie Salvai bereits gesagt hatte, eben zusätzlich noch ein guter Schauspieler.

Es gelang ihr noch zu reagieren. Nicht schnell genug um dem Schlag gänzlich zu entgehen aber es reichte aus um ihm die gewünschte Wirkung zu nehmen. Und nicht nur das. Ihr Ellbogen kam meiner Nase gefährlich nahe. Ich duckte mich darunter weg, jedoch fehlte nicht mehr viel und mein Angriff hätte mit meiner Niederlage geendet. Das amüsierte Grinsen kehrte auf meine Züge zurück als ich mich um die eigene Achse drehte um den restlichen Schwung aus meinen Schritten zu nehmen und mich zugleich zwischen Lissandra und das Feuer zu begeben. Während ich mich selbst drehte, wendete ich das Schwert ebenfalls wieder um die folgenden Angriffe dann doch wieder mit dem Ende der Waffe zu führen, welches in erster Linie dafür gedacht war. „Nicht schlecht“, schnurrte ich während die Klinge bereits erneut auf sie niederfuhr, ihr keine Chance auf einen Angriff ihrerseits lies. Nun war es an mir sie mit einem Hagel an Schlägen einzudecken, wobei ich darauf achtete ihr keine Gelegenheit zu geben sich dem Feuer wieder zu nähern. Im Gegensatz zu ihr zielte ich jedoch nicht auf eine bestimmte Körperpartie und es steckte kaum Kraft in den Hieben. Ich wollte sehen wie lange sie diesem Ansturm etwas entgegen zu setzen hatte, wie gut ihre Ausdauer war.