Salvai
Er war tatsächlich ganz froh darüber, als Lissie wieder in einen kleinen Redefluss geriet. Das beachte ihn zumindest dazu seine Gemüter wieder etwas zu beruhigen, das kalte Bier in seinen Händen unterstütze ihn dabei noch zusätzlich. Sie schwenkte das Gespräch auf ihren alten Lehrmeister um und begann den beiden begeistert von ihm zu erzählen. Er wusste gefühlt alles von dem Mann, natürlich hatte er ihn auch getroffen, aber ihre Gespräche waren immer relativ kurz gewesen. Allerdings nur, weil er eben nicht die selbe Begeisterung für den Schwertkampf gewesen war wie seine Freundin. Daher hatte er immer als stiller Beobachter fungiert. Virens Schlussfolgerung war Richtig und er merkte, wie Lissies Hand auf seinem Bein zum Stillstand kam. Bevor sie diese aber wegziehen konnte, ergriff er diese einfach und hielt ihre Hand unterm Tisch leicht gedrückt fest. Er wusste das er ein Thema war das ihr nicht leicht fiel, aber sie hatte von ihm gesprochen und wusste auch das sein Tod dazugehörte. “Das ist leider richtig. Er war ein großartiger Kämpfer und hatte uns einen großen Dienst erwiesen, als er sein Leben gab um unsere Heimat zu schützen.“ Sie räusperte sich kurz, fuhr allerdings gleich fort. “Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn ich mit Euch ein wenig detaillierter über das Thema sprechen könnte. Ich begegne nicht häufig anderen, welche die selbe Begeisterung für die selbe Sache hegen.“ Dabei warf sie Viren und Salvai schließlich einen leicht entschuldigenden Blick zu, sie konnte ein Gespräch schnell für sich einnehmen wenn sie von etwas begeistert war, wie man es eben bemerkt hatte.

Kaum hatte sie gesprochen kam nun eine der hübschen Frauen und stellte die Gerichte auf dem Tisch ab, ihr Blick glitt dabei natürlich anzüglich über die drei attraktiven Männer am Tisch. Als sie sich vorlehnte herrschte dabei eine einladende Aussicht auf ihr Dekolleté. Dann verschwand sie bereits wieder, um sich um die nächsten Gäste zu kümmern. Schließlich entzog ihm Lissie nun die Hand, da sie sich ihrem Gericht zuwenden wollte. “Guten Appetit.“ Sagte er schließlich, dabei betrachtete er erst einmal für einige Sekunden andächtig das Essen was ihnen gerade aufgetischt worden war. Es roch großartig, sah fantastisch aus und sorgte dafür das ihm regelrecht das Wasser im Mund zusammenlief. “Wohin möchtet Ihr als nächstes reisen?“ Fragte er schließlich neugierig und gar mit einem kleinen Hintergedanken, es wäre immerhin Schade sollte sich ihre Bekanntschaft nur auf die paar Tage in dieser Stadt beschränken. Er griff schließlich auch nach dem Besteck um mit den Essen loszulegen.

Lissandra bestätigte meine Vermutung und es war unschwer zu erkennen, dass es ihr nahe ging. Theodor Russ war ein wichtiger Mensch in ihrem Leben gewesen. Mit einem leichten Nicken nahm ich ihre Antwort zur Kenntnis beschloss jedoch nicht weiter auf das Thema einzugehen vor allem als die Grünhaarige sich auch bereits räusperte und ihr Freude über ein mögliches Fachgespräch mit Vitas bekundete. Unsere Unterhaltung wurde ohnehin unterbrochen als eine der der Damen unsere Bestellung lieferte und sich dabei mit Absicht tief über den Tisch beugte. Salvai reagierte ebenso wenig auf ihre anzüglichen Blicke wie Vitas oder ich. Der Fokus des Braunhaarigen war auf seinen gut gefüllten Teller gerichtet. Es wirkte schon andächtig wie er den Braten betrachtete und ich bemerkte erst, dass ich wiederum ihn dabei betrachtete anstatt meinem eigenen Essen Aufmerksamkeit zu schenken als Vitas das ‚Guten Appetit‘ erwiderte und dabei einen Unterton anschlug, welcher für mich nur hörbar war, weil ich ihn lange genug kannte. Es war ein freundlicher an mich gerichteter Hinweis, dass ich starrte. Ich riss meinen Blick von dem Braunhaarigen los und lenkte ihn auf meinen eigenen Teller, folgte dem Beispiel der anderen und griff nach dem Besteck. Ja, das Essen roch vorzüglich aber in Salvais Blick hatte etwas gelegen, das weiter ging als anzuerkennen, dass der Koch sein Handwerk beherrschte. Das Thema Essen schien einen sehr hohen Wert für den Braunhaarigen zu haben.

Allerdings hatte er eine Frage gestellt auf welche ich antworten sollte. Anstatt das zu tun, schob ich mir jedoch erst einmal ein Stück Karotte zwischen die Lippen um mir etwas Zeit zu verschaffen. Wohin sollte unsere Reise gehen? Nach Hause. Aber das konnte in jeder Richtung liegen. Vitas‘ bisher einzige Spur hatte sich am letzten Abend aus der Stadt verflüchtigt und er schien es nicht eilig damit zu haben sie wieder aufzuspüren. Ich kannte den Grund dafür. Jeder Handel mit einem Dämon hatte seinen Preis und wenn es noch andere Wege gab sollte dieser nicht derart früh eingeschlagen werden. Wenn wir etwas hatten, dann war es Zeit. Es gab also keinen Grund uns zu beeilen. „Wohin der Weg uns führt“, erwiderte ich deshalb nachdem ich geschluckt hatte. „Vielleicht folgen wir Eurem Rat und statten der Hauptstadt von Leta einen Besuch ab oder dem Paradies in den Kaskadengebirgen“, wiederholte ich nachdenklich seine Vorschläge ehe meine Gabel ihr nächstes Ziel fand. „Aber Ihr wolltet mich noch in etwas anderes einweihen“, setzte ich an ehe ich eine kleine Kunstpause einlegte. „Die Bedeutung hinter dem Namen Tetetra.“ Mit der zweiten Hand, welche sich noch nicht bemüht hatte das Messer zu greifen gestikulierte ich einmal über den vollen Tisch. „Speis und Trank haben wir geliefert“, spielte ich auf seine Antwort an, welche er mir auf meine erste Nachfrage gegeben hatte während mein Blick neugierig zwischen den beiden Schaustellern hin und her glitt. „Nun ist es an Euch die Erklärung zu liefern.“

Salvai
Er begann zu essen während er immer wieder aufsah, um das Gespräch deswegen nicht stocken zu lassen. Viren ging schließlich auf seine Frage ein, sie wussten also nicht wohin genau ihre Reise gehen würde. Der schwarzhaarige erwähnte seine Vorschläge, die er ihm am Vortag unterbreitete. Kurz war er gedanklich wieder bei den Gebirgen, die Zeit dort war wirklich schön gewesen. Lissie warf er dabei einen kurzen aber belustigten Blick zu, die Gegend dort hatten sie mehr als nur genossen. Er kaute gerade und wollte danach noch weitere Vorschläge unterbreiten, bisher hatten sie zumindest auf dem Weg bis hierher doch recht vieles gesehen. Da sprach Viren allerdings auch schon ein weiteres Thema an, das er auf eine Situation wie diese hier verschoben hatte. Er schluckte und musste sich kurz die Hand vor dem Mund halten um nicht aufzulachen, auch Lissie die gerade von ihrem Bier nippte sah beide nun mit einem breiten Grinsen an. "Die Namensgebung von Tetetra ist ganz unterhaltsam." Setzte sie schließlich an, fuhr aber nicht fort da Salvai schließlich mit einer Serviette kurz über seine Mundwinkel ging und ihr bedeutete das er erzählen wollte. "Ihr müsst Wissen, Maestro war früher ein richtiger Lebemann." Begann er daher schwungvoll mit der Erzählung, dabei griff er selbst wieder nach seinem Bierkrug. "Mit 20 ging er von Zuhause fort um die Welt zu bereisen, sein bester Freund Marco begleitete ihn. Beide hatten nur eine Lyra bei sich und reisten von Stadt zu Stadt um als Barden aufzutreten. Veira hatte er erst einige Jahre danach kennengelernt. In Tryan einer kleineren Hafenstadt spielten beide auf dem Marktplatz und wurden daraufhin von ein paar gut gelaunten Soldaten eingeladen, damit sie im Wirtshaus noch einige Trinklieder für sie spielten. Dort hatten beide schlussendlich einen ziemlichen Rausch und wurde von drei Damen mit ins Zimmer genommen, die Nacht war seinen Worten nach legendär gewesen." Schließlich machte er grinsend eine Pause und nahm einen Schluck vom Bier. "Die drei waren Schwestern und hatten beide an das Bett gebunden, sie befanden sich über ihnen und..." Jetzt stellte er das Bier doch zur Seite, aber nur um mit seinen Händen zu zeigen wie die Damen vorgegangen waren. "Der Reihe nach rissen sie sich ihre Blusen auf-" Also vollführte er die selbe Bewegung nur ohne Stoff, um den beiden zu zeigen wie das ungefähr ausgesehen haben musste. "-wackelten und stellten sich als Teresa, Teabell und Trana vor." Bereits jetzt musste er herzhaft lachen, bemühte sich darum noch weiter zu sprechen was ihm dann allerdings misslang, da er sich das nur zu gut bildlich vorstellen konnte. Lissie lachte ebenfalls und sprach schließlich weiter um die Geschichte noch zu beenden. "Maestro und sein Freund hatten die beste Nacht ihres Lebens hinter sich und Aufgrund dessen, haben sie sich selbst den Namen Tetetra verpasst. Es war ein damaliger Jugendscherz, aber der Name hatte sich schneller etabliert als gedacht und so... ist die Gruppe mehr oder weniger geboren worden. Maestro kannte viele die ihn begleitet und wieder verlassen haben, auch sein damaliger bester Freund wurde sesshaft. Danach lernte Maestro schließlich Veira kennen und hat wohl für sich beschlossen den Namen beizubehalten." Salvai musste sich kurz räuspern, bevor er schließlich noch etwas hinterher setzte. "Veira hat nichts gegen den Namen und kennt dessen Ursprung, nur von der damaligen Nacht darf Maestro nicht mehr schwärmen."

Meine Antwort bewegte den Braunhaarigen dazu seiner Verlobten einen Blick zuzuwerfen, welcher auch mir sagte, dass sie die Zeit an einem der beiden genannten Orte sehr genossen hatten. Vermutlich wohl eher die Gebirge als eine leidende Hauptstadt. Es wäre gelogen zu behaupten, dass ich nicht neugierig war dieses sogenannte Paradies selbst zu sehen. Ich warf einen Blick in Richtung Vitas, welcher jedoch auf seinen Teller konzentriert war und dem Gespräch nur noch am Rande zu lauschen schien. Allerdings zogen die beiden Schausteller auch bereit mit ihrer Reaktion auf meine erneute Nachfrage nach der Bedeutung hinter Tetetra meine Aufmerksamkeit wieder auf sich. Jetzt war ich gespannt. Grinsend überließ Lissandra dem Braunhaarigen die Erläuterung, welcher nun auch schwungvoll damit begann. Der Anfang überraschte mich nicht sonderlich. Ein junger Mann, welcher sein Leben genoss. Jedoch sah ich nicht kommen wohin die kleine Geschichte führte. Gebannt beobachtete ich wie Salvai andeutete sich das Hemd aufzureißen. Vergessen war das Essen auf meinem Teller. Stattdessen wanderten meine Gedanken weiter, stellten sich unweigerlich sehr bildlich vor wie der Mann mit den faszinierenden goldenen Augen mir gegenüber sich tatsächlich die Kleidung vom Leib riss. Ein Anblick, welcher seiner Verlobten vorbehalten war.

Das Lachen der beiden riss mich ins Hier und Jetzt zurück und ich konnte nicht anders als miteinzufallen. Alleine ihr Lachen war mitreißen einmal ganz von dem eigentlichen Grund dafür abgesehen. Ich sah aus den Augenwinkeln, wie einige andere Leute sich in unsere Richtung drehten aufgrund des plötzlichen herzhaften Gelächters an unserem Tisch von immerhin drei Leuten. Über Vitas Lippen zuckte nur ein kurzes höfliches Lächeln, welches immerhin zeigte, dass er dem Gespräch noch folgte. „Ich bin mir nicht sicher ob ich Maestro in naher Zukunft wieder in die Augen blicken kann ohne ihn mir an ein Bett gefesselt mir drei entkleideten Damen über sich vorzustellen“, kommentierte ich noch immer lachend. „Eine durchaus ungewöhnliche Methode einer Namensgebung aber mit Sicherheit ein denkwürdiges Erlebnis.“ Ich konnte jedoch nicht umhin Respekt für Veira bei der ganzen Sache zu empfinden, dafür, dass sie den Namen einfach hinnahm und musste mir selbst eingestehen, dass ich diese Größe wohl nicht aufbringen würde. Mich selbst daran erinnernd, dass wir eigentlich hier waren um zu essen wandte ich mich wieder dem Teller zu um eben dies zu tun ehe die Mahlzeit darauf kalt wurde. „Und es erweckt den Eindruck als hätte Maestro, die ein oder andere … interessante Gesichte zu erzählen“, konnte ich mir jedoch nicht verkneifen hinterher zu setzen ehe ich mir das Stück Kartoffel in den Mund schob. Mein Tonfall wurde tiefer bei den letzten Worten und ließ keine Zweifel daran, welche Art von Geschichten ich meinte.

Salvai
Der braunhaarige konnte sich nur langsam wieder beruhigen, zu lustig fand er die Namensgebung von Tetetra und die Geschichte einmal selbst zu erzählen noch fast lustiger. Bisher hatte sich noch nicht ergeben mit anderen darüber zu sprechen, die nicht der Gruppe angehörten. Nur zu gut konnte er sich an den Abend erinnern, als auch Lissie und er sich erkundigt hatten, welche Bedeutung hinter dem Namen denn steckte. Sein Lächeln erreichte fast seine Augen, während er erneut von seinem Bier trank. Auch Lissie kicherte noch etwas, dabei hatte ihr Blick ebenfalls länger als nötig auf Salvais Brust verweilen lassen. Schließlich widmete sie sich weiter ihrem Essen. Im Gegensatz zu Salvai hatte sie durchaus Virens Blick bemerkt, allerdings lag ein schelmischer Ausdruck in ihren Augen. “Oh… Maestro hat noch einiges auf Lager, aber erzählen wird er nur wenn Veira nicht gerade dabei ist und der Wein ihm gut genug zugesprochen hat.“ Das bedeutete, die Geschichten waren für einen Abend wie gestern gemacht. Salvai stellte schließlich sein Bier zurück, allein vom Lachen hatte er sich deutlich aufgeheizt weshalb er noch kurz etwas an seinem Kragen nestelte. Immerhin saß die Uniform immer noch ziemlich eng. Salvais goldene Augen funkelten dabei noch immer vergnügt, Virens Lachen hatte seiner Meinung nach etwas fesselndes, er würde es heute gerne öfter hören. “Mir liegen schon einige Geschichten auf der Zunge, aber die sollte er lieber selbst erzählen. Dafür fallen mir zahlreiche, andere ein.“ Er sah Lissie vielsagend an, während er sich ab und an ein Stück Fleisch in den Mund schob und kaute. Seine Verlobte warf ihm nun eine unschuldigen Blick zu, dabei legte sie sich nun ihre Hand gespielt nachdenklich an ihr Kinn. “Meinst du die Geschichten als du betrunken in das falsche Bett gestiegen bist, oder doch eher ein paar süße Erlebnisse von dir als du noch klein warst? Darüber könnte ich stuuuundenlang reden.“ Nun war nicht ganz offensichtlich, wegen welchem Part genau er nun leicht rot wurde. Vermutlich wegen beidem. “Ich bin sicher nicht der einzige über den es noch lustige Geschichten gibt.“ Dabei warf er nun Vitas und Viren einen bedeutenden Blick zu. Fast schon eine kleine Bitte darum, seiner Verlobten jetzt nicht zu erlauben alles auszukramen, das er mal angestellt hatte damit sie wirklich stundenlang darüber reden würde.

Ich nutzte die Zeit bis Salvai sich wieder beruhigt hatte um mich etwas ausführlicher meinem Essen zu widmen. Als er dann jedoch anfing an seinem Kragen herum zu nesteln, musste ich mir auf die Zunge beißen um dies nicht zu kommentieren. Machte er das mit Absicht? Nein, das konnte ich mir nicht vorstellen. Er war sich schlicht und ergreifend seiner eigenen Anziehungskraft nicht bewusst und das lockte mich nur noch mehr. Hilfreich waren die beiden auch nicht gerade dabei meine Gedanken in eine Richtung zu lenken, welche für ein Tischgespräch in der Öffentlichkeit angebracht gewesen wäre. Hinter dem unschuldigen Blick, welchen die Grünhaarige ihrem Verlobten zuwarf lag so viel mehr. Zumindest bildete ich mir das ein. Wunschdenken oder Realität? Lissandras Frage jedoch sorgte dafür, dass ihr meine uneingeschränkte Aufmerksamkeit zu Teil wurde. Geschichten über die Kindheit Salvais. Wer hörte nicht gerne Kindergeschichten … solange es nicht die eigenen waren. Vitas‘ nicht gerade unauffälligen Blicken auf meinen Teller nachgebend, spießte ich eine der gerösteten Kartoffeln auf und hielt sie in seine Richtung während meine Aufmerksamkeit jedoch weiter auf Lissandra lag. „Süße Erlebnisse“, wiederholte ich vorfreudig und überging damit den beinahe flehenden Blick des Braunhaarigen während Vitas sich in meine Richtung lehnte und das Stück Kartoffel von meiner Gabel aß. Kauend lehnte er sich mit einem zufriedenen Summen wieder zurück und schenkte dabei Salvai einen kurzen entschuldigenden Blick. „Unser heutiger Nachmittag ist noch frei. Fühlt Euch also von uns nicht genötigt Euch zurückzuhalten bei den Geschichten über die Kindheit Eures Meisterschützen“, forderte ich Lissandra amüsiert auf.

Salvai
Er hatte bereits mehr oder weniger geahnt, das keiner der beiden sich aufopfern würde von sich selbst etwas zu erzählen. Auch wenn es ihn nur zu sehr interessiert hätte, was beide früher getrieben hatten. Wie lange sie sich wohl kannten? Vitas bekam eine aufgespießte Kartoffel von Viren, eine Geste die ebenso für sich sprach, wie es sein Umgang mit Lissie war. Ob er Vitas dazu ermutigen könnte, ebenfalls noch über Viren zu sprechen? Er hing noch etwas den Gedanken nach, wie er mehr über die beiden erfahren konnte, so das er erst einmal ein paar Bissen aß. Seine Verlobte räusperte sich und legte ihre Gabel zur Seite, aber nur um erneut ihren Bierkrug in die Hände zu nehmen und die Ellbogen dabei auf dem Tisch abzustützen. Salvai gab auf, nachdem ihr bereits die Erlaubnis erteilt worden war darüber zu sprechen und seufzte nur ergeben. "Ihr müsst wissen, Salvai und ich lebten in einem etwas abgeschiedenen Dorf. Mein Vater besaß eine Burg nicht weit entfernt, er hat mir immer erlaubt mit den Kindern aus dem Dorf zu spielen. Das erste Mal als ich Salvai begegnet bin, da müsste ich zehn gewesen sein..." Ihr war deutlich anzusehen, das sie sich noch genau daran erinnern konnte als wäre es erst gestern gewesen. "...du hattest versucht auf der Koppel ein Pferd einzureiten, dass nicht einmal dein Vater zähmen konnte und wurdest dabei im hohen Bogen in den Misthaufen geschickt. Das, vor der gesamten Zuschauerschaft die du erst Mal im Dorf zusammengetrommelt hast, um jeden zu zeigen das du es schaffst." Sie lachte und nippte von ihrem Bierkrug, während Salvai verlegen den Blick abwandte. "Bei meinem Vater hatte das immer so einfach ausgesehen." Verteidigte er sich, während das Lächeln nicht mehr aus seinem Gesicht verschwinden wollte. Er sah nun wieder zu den beiden Gegenüber, "Für mein Alter hatte ich schon viel von meinem Vater gelernt und wollte immer damit prahlen und beeindrucken, aber das ging meistens immer in die Hose." Er seufzte, als ein paar bestimmte Erinnerungen ihn nach Jahren wieder heimsuchten. Lissie kicherte, "Und wie. Das erste Mal, als er mir seine Kunst mit dem Bogen präsentieren wollte, schoss er sich versehentlich in den Fuß." Salvai rieb sich schließlich lachend sein Gesicht, "Nur weil du mich abgelenkt hast." Im Nachhinein war die Erinnerung natürlich lustig, zu dem Zeitpunkt allerdings... super schmerzhaft. "Ich kann allerdings nicht mehr sagen, was ich mir dabei gedacht hatte, einen gespannten Bogen zu senken."

Salvai tat mir beinahe leid als er sich schließlich mit einem Seufzen seinem Schicksal ergab und somit hinnahm, dass Lissandra begann einige Geschichten aus ihrer beider Kindheit auszupacken. Doch überwog meine Neugierde das Mitgefühl bei weitem, weshalb ich schweigend darauf wartete, dass seine Verlobte erneut das Wort erhob anstatt das Gesprächsthema doch noch in eine andere Richtung zu lenken. Interessiert lauschte ich der Grünhaarigen während ich mich nebenbei weiter meinem Essen widmete. Ihre ersten Worte beinhalteten bereits einiges an Informationen über die Grünhaarige selbst. Sie war in reichen Verhältnissen aufgewachsen, soviel hatte sie bereits erwähnt. Allerdings war es in einem solchen Fall äußerst unüblich, dass sie sich mit dem … gemeinen Volk abgab. Ihr Vater hatte es erlaubt. Das zeugte von einer Charakterstärke, weIche ich auch in Lissandra erkannte. Ich begann eine Ahnung davon zu bekommen, woher sie diese hatte. Das junge Adelsmädchen war zu einer atemberaubenden Frau herangewachsen. Was zeugte besser als diese Tatsache davon, dass die Entscheidung ihres Vaters die richtige gewesen war?

Während Vitas sich weiter stumm seinem Teller widmete, stimmte ich in das Lachen Lissandras mit ein als sie von ihrer ersten Begegnung berichtete. „Ein denkwürdiges erstes Treffen“, kommentierte ich amüsiert. Ich konnte mir lebhaft vorstellen wie Klein-Salvai voller Überzeugung versuchte hatte was sein Vater ihm so viele Male gezeigt hatte, nur um festzustellen, dass das Pferd mehr Überzeugungskraft als er selbst besaß. „Ihr hattet Glück, dass Ihr weich gelandet seid. Ihr hättet Euch das Genick brechen können“, fuhr ich fort, grinste jedoch in dem Versuch den Ernst aus den Worten zu nehmen, immerhin wollte ich nicht die Stimmung ruinieren. „Allerdings hätte ich mich Euch danach wohl erst einmal nicht so schnell wieder genähert.“ Kurz griff ich mir an die Nase um zu unterstreichen was ich meinte. „Immerhin ist es Euch damit offenbar gelungen die Aufmerksamkeit und das Interesse der jungen Lissandra zu wecken. Ich würde also sagen, dass ihr alles richtig gemacht habt.“ Grinsend hob ich erneut den Becher knapp in die Richtung des Braunhaarigen um seinem damaligen Übermut Respekt zu zollen. Den Vorfall mit dem Bogen kommentieret ich nicht, jedoch konnte ich fühlen wie Vitas etwas dazu sagen wollte obwohl seine Aufmerksamkeit scheinbar noch immer auf seinem Essen lag. Ich schoss einen scharfen Blick in seine Richtung, was jedoch nur zur Folge hatte, dass es nun an ihm war aufzulachen. „Ich habe nichts gesagt“, verteidigte er sich mit einem Unterton, welcher deutlich machte, dass er etwas zu sagen hatte.

Salvai
Er widmete sich noch immer seinem Essen, allerdings war der Braten bereits aufgegessen und so wurde lediglich das Gemüse mit der Bratensoße noch gegessen. Schließlich grinste er Viren breit an als er seinen Becher erhob, er tat es ihm gleich und trank dann auch von seinem kalten Bier. "Mein Vater war da ganz Eurer Meinung, erst war er etwas sauer auf mich bevor er mich dann noch mit kaltem Wasser bearbeitet hat, damit ich aufhörte so zu stinken." Es waren Erinnerungen die einerseits eine gewisse Wärme in ihm hervorriefen und doch gleichzeitig den Verlust erneut untermalten. Davon zeigte sich allerdings nichts, als er seinen Becher wieder abstellte und interessiert den Blick zwischen Vitas und Viren hin und her wechselte. "Ihr könnt aber gerne etwas sagen, ist Euch etwas in den Sinn gekommen das Ihr nur zu gern mit uns teilen würdet?" Natürlich ergriff er direkt diese Chance die sich ihm da möglicherweise bot, nicht nur das Thema auf ihn umzulenken sondern auch etwas mehr über die beiden zu erfahren. Lissie schien über Virens Worte nachdenklich zu sein, allerdings zeigte sich ein roter Schimmer auf ihren Wangen der davon zeugte an was sie dachte. Sie konnte nicht einmal genau bestimmen, wann sie unzertrennlich geworden waren. Aber sie hatten beinahe jeden Tag zusammen verbracht und vermutlich kannte sie nicht einmal sich selbst so gut wie ihn. Ihr lagen weitere Geschichten auf der Zunge, doch als Vitas sprach schob sie sich schließlich etwas in den Mund. Salvai schien sofort nachzuhaken und dieses Mal lies sie es sogar zu, weil sie selbst ebenfalls wissen wollte was den Vitas so interessantes zu erzählen hatte...

Lissandra erschien plötzlich nachdenklich. Über ihre eigenen Worte oder meine Reaktion konnte ich nicht sagen, doch war es nicht schwer zu erraten worüber oder eher über wen sie nachdachte. Ich sah meine Chance noch einmal weiter nachzuhaken und sie vielleicht ein paar der Geschichten, welche ihr gerade durch den Kopf gingen ebenfalls mit uns teilen zu lassen, doch war Salvai bereits schneller und ergriff die Chance, welche Vitas ihm geboten hatte um das Gesprächsthema von sich auf mich umzulenken. Der Weißhaarige ließ sich nicht zweimal bitten. Das Besteck aus den Händen legend, lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und schenkte mir einen kurzen prüfenden Blick. Ich wusste, dass er wusste, dass ich mich nicht wirklich daran stören würde, wenn er erzählte was ihm durch den Kopf ging. Dennoch gab er mir die Gelegenheit noch einmal Einspruch zu erheben. Ich tat es nicht, griff stattdessen nach dem letzten Stück Brot und versenkte mit einem resignierten Schnauben meine Zähne darin.

„Ihr seid nicht der Einzige in dieser Runde, welcher schmerzhafte Erfahrungen mit der eigenen Waffe gemacht hat“, setzte Vitas ruhig an während sein Blick über Salvais Schulter hinweg ins Nichts glitt … oder wohl eher in seine eigenen Erinnerungen in welchen er die Szene noch einmal vor seinem inneren Auge ablaufen ließ. „Schwerter sind nicht die einzigen Waffen deren Umgang wir erlernt haben. Viren hat sich unter anderem am sogenannten Nunchaku versucht. Zwei gleich lange Holzstück“, während er sprach glitt seine Aufmerksamkeit zu Lissandra und Salvai zurück und er deutete mit seinen Händen Dicke und Länge des Holzes an damit die beiden sich ein Bild von der Waffe machen konnten, „welche mit einer Kette“, seine Hände beschrieben die Länge der genannten Kette, „verbunden sind. Ein Durchaus beeindruckender Anblick, wenn jemand die Handhabung damit beherrscht. Auf eine andere Art und Weise ebenfalls beeindruckend, wenn dies nicht der Fall ist. Wie sagtet Ihr so schön“, wandte er sich direkt an Salvai.

„Prahlen und Beeindrucken. Das war es ebenfalls was Viren in Sinn hatte als er mir sein Können damit demonstrieren wollte. Zu seinem Glück nur mir und keiner größeren Zuschauerschaft, denn er verlor die Kontrolle darüber und eines der Holzstücke fand den Weg direkt zwischen seine Beine. Ich wusste nicht ob ich lachen, mir Sorgen machen oder mitfühlen sollte.“ Trotz seiner Worte war auf seinen Zügen nur mildes Amüsement abzulesen. „Du hast beschlossen zu lachen“, erinnerte ich ihn mit einem Knurren in welchem jedoch keinerlei Schärfe lag und welches auch nur zur Folge hatte, dass Vitas erneut Auflachte ehe er mir jedoch einen entschuldigenden Blick schenkte. „Du hättest das selbe getan, wenn du dich hättest sehen können und außerdem bist du in Ordnung, oder nicht?“ Mit schief gelegtem Kopf musterten mich seine tiefschwarzen Augen, wohlwissend, dass ich bester Verfassung war. Allerdings war ich mir nicht sicher ob dies nach dem damaligen Vorfall nicht unserer Natur zu verdanken gewesen war, welche keine Imperfektion an uns duldete. „Alles in bester Ordnung. Danke der Nachfrage“, erwiderte ich mit einem Schnauben ehe ich mir den Rest des Brotes in den Mund schob.