Salvai
Der braunhaarige trat schließlich wieder einen Schritt von Lissie weg, allerdings nur um die Hand welche zuvor noch an ihrer Hüfte gelegen hatte jetzt wieder in die Seite zu stemmen. Eine Geste die er öfter machte, da er nie wusste wohin mit den Händen. Lissies Frage interessierte ihn ebenfalls, weshalb er auch auf die Reaktion des schwarzhaarigen wartete. Dieser wirkte etwas überrumpelt von der Frage, bevor er deutlich in Gedanken abdriftete. Er hätte wirklich gerne die Person kennengelernt die Viren so sprachlos werden lies, er schien nahezu überrumpelt bei dem Versuch zu erklären wie genau sein Licht zu definieren war. Er sprach von einem Mann, allerdings ohne romantische Beziehung. Vielleicht war es der Bruder, oder ein sehr guter Freund, sicher war zumindest das derjenige sich glücklich schätzen konnte. Er schien ihm zumindest so viel zu bedeuten, das Viren wirklich nicht die Worte dazu fand es ihnen zu erklären. "Ihr müsst Euch nicht entschuldigen, allein Euer Blick spricht Bände." Erwiderte er schließlich darauf, dabei stimmte Lissie ihm mit einem leichten Nicken zu. "Ich würde sagen, entweder unsere Gesellschaft verschreckt oder begeistert Euch... etwas dazwischen gibt es nicht wirklich." Antwortete sie schließlich amüsiert, Salvai sprach immer in hohen Tönen und das wusste sie, weshalb sie Virens Worte dahingehend auch gar nicht hinterfragte. "Ihr macht mich zugegeben wirklich neugierig auf Euren Seelenverwandten, aber ich würde sagen wir begnügen uns erst einmal mit Euch." Der Sarkasmus war gut herauszuhören sowie die Ehrlichkeit der ersten Wörter, allerdings war es nicht selten vorgekommen das ihre Worte durchaus falsch aufgenommen wurden. Das sie einen aufziehenden Ton inne hielt bedeutete zumindest das sie Viren so einschätzte, dass er solche Späße durchaus verarbeiten konnte. Recht häufig hatten sie schon Begegnungen gehabt, von denen einige mit ihrer manchmal spitzen Zunge nicht umgehen konnten. Virens Kompliment begegnete sie mit einem fetten Grinsen. "Er übertreibt oft gerne, aber bei Euch scheint er das nicht zu haben."

Salvai musste schließlich etwas auflachen, Viren setzte sich in Bewegung und so taten sie es ihm gleich. "Ihr müsst wissen-" er sah dabei wieder zu Viren. "Ich konnte nicht anders als von Eurer Singstimme und Eurem schauspielerischen Talent zu schwärmen, aber ich glaube das beeindruckendste ist das Ihr mir geholfen habt die Pferde zu verpflegen und den bestohlenen Händler zu beruhigen. Das sagt immerhin sehr viel über eine Person aus." Er wollte nicht das es so klang, als täten alle nur erwarten um was für einen grandiosen Künstler sich seine neue Bekanntschaft handelte, denn er hatte bei den Erzählungen tatsächlich auf andere Dinge Wert gelegt. Beim Reden war er schließlich leicht errötet, war es doch ein offensichtliches Kompliment und zeigte deutlich was er von dem schwarzhaarigen hielt. Natürlich war er beim Schauspiel ins Detail gegangen, es war eben auch trotz der Spontanität einfach grandios gewesen - zumindest für ihn. Es bedeutete ihm unerwartet viel, es war irgendwie sehr befreiend gewesen. Sie gingen den Weg zurück den sie gekommen waren, während Viren schließlich begann ein bekanntes Lied auf der Lyra zu spielen. Grinsend sah er zu seiner Verlobten, bei dem Lied kamen nämlich gute Erinnerungen hoch und es war nicht ganz unwahrscheinlich das sie gleich noch mit einstimmten.

Seelenverwandter. Das Wort klang nicht gänzlich falsch aber auch nicht ganz richtig. Vitas‘ Seele war mit meiner verbunden, daran bestand kein Zweifel aber ‚verwandt‘ fühlte sich nicht nach dem richtigen Ausdruck an. Dennoch schien ich genügend meiner Gefühle vermittelt zu haben um den beiden einen Eindruck unserer Bindung zu ermöglichen. Meiner Person hingegen schienen die beiden mehr guten Willen zuzuschreiben als hinter meinen Handlungen wirklich verborgen war. Ich verbrachte Zeit mit ihnen um der Langeweile entgegenzuwirken, welche mich einholen würde, wenn ich alleine auf Vitas‘ Rückkehr zu warten hätte. Nicht mehr und nicht weniger Motivation steckte hinter meinen Handlungen. Aber diese Erkenntnis musste ich ihnen nicht auf dem Silbertablett servieren. Solange wir alle die gemeinsame Zeit genossen, war niemandem damit geschadet, dass sie meine Beweggründe nicht kannten. Das Gesprächsthema wandte sich ohnehin dem bevorstehenden Treffen zu. Meine Finger stoppten ihre Bewegungen auf den Seiten der Lyra während mein Blick den Lissandras suchte. Ich hielt den Blickkontakt für einige Sekunden schweigend aufrecht, lies der Stille einen Moment Zeit sich auszubreiten ehe ich sie mit gesenkter Stimme durchbrach. „Ich bin in der Lage Euch beide zu handhaben“, kommentierte ich ihre Spitze. In meinem Tonfall lag neben dem unüberhörbaren Selbstbewusstsein, das sexuelle Versprechen auf unvergessliche Stunden zu dritt. Während ich sprach glitt mein Blick von der Grünhaarigen zu Salvai, verankerte sich in dem Gold seiner Augen.

Ich ließ den beiden nur wenige Sekunden Zeit um die Bedeutung des Satzes zu registrieren ehe ich den Blickkontakt abbrach und die unterbrochene fröhliche Melodie wieder aufnahm, welche so gar nicht zu einem derartigen Thema passte. Ich hegte keinerlei Absicht das Bett mit den beiden zu teilen aber wenn sie mich piesakte musste sie mit der entsprechenden Reaktion leben. „Ihr scheint mir ebenso überzeugt von Eurer Gruppe wie Euer Verlobter. Habe ich mir mit meiner Hilfsbereitschaft eine kleine Vorwarnung verdient auf das was mich erwarten wird?“, fuhr ich im Plauderton fort, während meine Finger weiter über die Seiten der Lyra tanzten. „Wer sind die Mitglieder von Tetetra? Welche Bestandteile beinhalten Eure Auftritte?“, verfeinerte ich meine Nachfrage ein wenig. „Sollte ich etwas Bestimmtes wissen? Es wäre eine Schande Salvais Lobrede innerhalb der ersten drei Minuten als Lüge offen zu legen, weil mein Verhalten dieser nicht entspricht.“ Die Arroganz kehrte mit den letzten beiden Sätzen in meinen Tonfall zurück. Ich konnte es hören, versuchte nicht einmal es zu überspielen. Es sollte unschwer zu erkennen sein, dass ich überzeugt davon war auch ohne Vorwarnung mit allem fertig zu werden, was mich heute Abend erwartete. Einerseits sollte man meinen, dass ich herausforderndere Begegnungen überstanden als die mit einer Schaustellertruppe. Andererseits: Was war eine größere Herausforderung als eine Ansammlung an Künstlern?

. Salvai
Während sie zurückgingen ertönte weiterhin die Melodie der Lyra, bis sie plötzlich verstummte. Das war wohl auch der Moment als beide zu dem schwarzhaarigen sahen, kurz sagte niemand etwas bis Viren schließlich einen Satz sagte. Sie beide hatten mit so einer Antwort nicht gerechnet, allerdings war es wohl Salvai dem die Verlegenheit am meisten anzusehen war. Seine Wangen hatten sich deutlich rot gefärbt während er ein wenig sprachlos seinen Nacken rieb, Lissie hingegen schien ziemlich gelassen damit umzugehen, dabei erwiderte sie Virens Blick bevor sie schließlich zu Salvai sah. "Er scheint auf Herausforderungen zu stehen." Der Schalk war dabei gut in ihren grünen Augen zu erkennen, hatte sie doch recht schnell bemerkt das Viren zwar den Spaß verstand - aber die Komponente an Selbstbewusstsein und leichter Arroganz noch vereinte. Vermutlich war es von Viren nur ein Spaß, es war allerdings nicht das erste Mal das etwas in diese Richtung von anderen einmal angeboten wurde.

Dann begann er wieder zu spielen, so als hätte es das Gespräch gerade eben gar nicht gegeben. Salvai räusperte sich schließlich, er hatte nichts dazu gesagt und das blieb vermutlich dabei. Daher war es auch ganz gut das Viren nun Fragen zur Gruppe stellte, statt weiter bei dem Thema zu verbleiben. Lissie hielt sich schließlich leicht an Salvais Armbeuge fest. Salvai räusperte sich schließlich etwas, bevor er begann etwas Näher auf Virens Fragen einzugehen. "Erwarten wird Euch warmes Essen und eine angenehme Gesellschaft, so viel kann ich verraten." Er lachte dann etwas, er hatte eigentlich vor Viren neugierig darauf zu machen statt groß darauf einzugehen. Vielleicht auch etwas gemein, aber er fand das er heute Abend durchaus genügend Zeit hatte das noch herauszufinden. Allerdings war seine Verlobte wohl anderer Meinung, sie schien noch auf weitere Worte Seitens Salvai zu warten bevor sie realisierte das er eigentlich gar nicht mehr sagen wollte. "Du kannst wenigstens die Mitglieder vorstellen, damit er sich zumindest etwas darauf einstellen kann. Immerhin sind wir für ihn alle fremd." Und mit Absicht hatte nicht sie die Erklärung übernommen, es war immerhin Salvais Bekannter den er eingeladen hatte. Der Jäger seufzte etwas ergeben bevor er überlegte wie viel er wohl verraten wollte - zumindest welche Auftritte sie geben konnten sollte er sich am besten von den Schauspielern selbst erklären lassen. "Gut, gut... dazu müsste ich dann nur etwas ausholen. Die Gruppe wurde vor vielen Jahren von Maestro und Veira gegründet, sie sind ein Paar in den Dreißigern mit drei kleinen Kindern die uns begleiten. Sie beide organisieren größtenteils die Auftritte, zusammen mit Annette welche die Schwester von Veira ist." Veira und Annette waren ebenfalls in einer Schauspielergruppe groß geworden, welche immer von Ort zu Ort gereist waren. Nach einer tragischen Familiengeschichte hatten beide beschlossen sich etwas neues aufzubauen, von dem Maestro dann ebenfalls ein Teil war. "Weitere Mitglieder der Gruppe sind noch Rosetta, ein junges Mädchen die sich ebenfalls der Musik und Schauspielerei verschrieben hat. Jakob, ein älterer Mann und sein Sohn Isaac sind schon lange dabei und ja... das war bereits die gesamte Truppe." Er überlegte schließlich, was er vielleicht noch ergänzen könnte um Virens Neugierde noch etwas zu befrieden. "Am besten Ihr lernt sie einfach kennen, welche Talente jeder einzelne von ihnen besitzt wird sich noch schnell genug zeigen."

Er selbst war bei manchen Schauspielereien betätigt, konnte ab und an seine Schießkünste vorzeigen und diente dem Schutz der Gruppe. Jeder einzelne von ihnen schauspielerte verschiedenste Rollen. Besonders anzuerkennen war wohl Maestros können mit vier verschiedenen Musikinstrumenten und der tiefen Gesangs- und Erzählerstimme. Veira nähte Kostüme zusammen mit ihren Kindern, plante die Auftritte zusammen mit Annette und Maestro und sorgte natürlich noch dafür das etwas auf den Tisch kam. Ihre Schwester übernahm zusammen mit den Kindern die Schminke und die Kullisse, welche oft überarbeitet wurde. Außerdem war sie sehr begabt im Tanz, was öfter einmal einem Art Musical glich. Rosetta war sehr sportlich und war ausgesprochen agil, weshalb sie für etwas ausgefallenere Rollen geeignet war. Isaac und sein Vater untermalten die künstlerischen Auftritte stehts mit Zaubertricks, welche sogar von den größten Kritikern Anerkennung erhielt. Im Grunde war die Gruppe also ziemlich bunt, ergänzte sich aber nahezu perfekt. Vor allem Lissie, welche zusammen mit Maestro und Annette immer die Gesangseinlagen innehielt ergänzte noch einmal perfekt jedes Theaterspiel. Ihre Stimme war wirklich beeindruckend und hatte auf ihn wohl eine ähnliche Wirkung wie Virens Stimme, da herrschte nämlich immer ein Misch aus den Gefühlen beeindruckt zu sein und mehr hören zu wollen.

Während Lissandra sich nicht von meiner Anspielung beeindrucken ließ, verstärkte sich das Rot auf Salvais Wangen mit einem Schlag noch weiter. Das war beinahe niedlich. Es schien unschwer zu erkennen, wer von den beiden in ihrem Bett das Sagen hatte. Ich unterdrückte das amüsierte Grinsen, welches sich auf meine Lippen schleichen wollte, blickte die beiden stattdessen weiter interessiert in Erwartung der Beantwortung meiner Fragen an. Dies folgten auch, jedoch wirkte Salvai dabei etwas widerwillig. Ob er mich schlicht und ergreifend hatte überraschen wollen? Oder ob dies seine Art war, mir eine Antwort auf meine Spitze zu geben? Denn auch wenn er antwortete blieb er sparsam mit seinen Informationen. Immerhin offenbarte er mir, dass wohl Maestro und seine Frau Veira das Sagen hatten als Gründer der Gruppe, welche inzwischen aus elf Mitgliedern bestand. Das war immerhin ein Anfang. Nicht viel aber ein Anfang. Den Rest würde ich noch früh genug in Erfahrung bringen. Salvai hatte bereits nachgegeben indem er mir dies offenbart hatte, also beschloss ich nicht weiter nachzuhaken. „Sparsame Informationen“, kommentierte ich amüsiert. „Aber ich werde euch den Gefallen tun und mich damit zufriedengeben um mich von allem weiteren überraschen zu lassen.“ Mein Spiel auf der Lyra wurde eine Spur lauter und ich lächelte die beiden herausfordernd an. „Da wollen wir nit zaghaft sein. Bring noch ein volles Glas“, begann ich mit den ersten beiden Zeilen des Liedes ehe ich den Gesang stoppte, meine Finger jedoch weiter über die Seiten tanzen lies in einer klaren Einladung an die beiden an meiner Stelle die Wiedergabe des Textes zu übernehmen. Das Lied schien hier durchaus bekannt zu sein und die Art und Weise, wie die beiden sich angesehen hatten als ich damit begonnen hatte es zu spielen, ließ mich annehmen, dass sie nicht zu den wenigen gehörten, welchen es kein Begriff war.

Salvai
Er grinste breit als Viren darauf aufmerksam machte das die Informationen etwas sparsam gewählt waren, "Ich möchte nur nicht zu viel Vorweg nehmen." Erklärte er daher belustigt, bevor er dann schieg und der von Viren gespielten Musik lauschte. Dann setzte auch bereits der Part ein bei dem man singen konnte, Viren stimmte auch direkt passend ein. Es war natürlich klar das sie einstimmen wollten weshalb Salvai und Lissie auch einen kurzen vielversprechenden Blickkontakt tauschten. "Heda Wirt, vom besten Wein,
dort aus dem größten Faß." Setzte Salvai daher auch gleich ein, dabei war seine Singstimme etwas tiefer als wenn er normal sprach. Sie war nicht sonderlich herausragend wie die Singstimmen von Viren oder Lissie, aber für genau solche Lieder doch ziemlich gut geeignet. Dann ertönten die nächsten Strophen auch schon zeitgleich von den beiden, welche passend im Takt und gut aufeinander abgestimmt sangen. Der Weg zurück war nicht wirklich weit und führte durch ein paar engere Gassen, welche nahezu leer waren. Wenige die ihnen entgegenkamen schienen den Gesang schön zu finden und grüßten den dreien, einer sang sogar einen kleinen Teil mit bevor dieser auch schon wieder an ihnen vorbei gegangen war. Schließlich zum Ende des Liedes hin kamen sie bereits bei dem Gasthaus an, statt allerdings es zu betreten gingen sie nun um dieses herum.

Salvai lachte noch etwas ausgelassen bevor er wieder sein Wort an Viren richtete. "Wir verbringen die Nächte draußen, Gasthäuser sind für die Anzahl an Personen doch etwas teuer. Ich hoffe das stört Euch nicht, dass wir am offenen Lagerfeuer sitzen." Klärte er dann den schwarzhaarigen auf, während man bereits das besagte Feuer im schwindenden Abendlicht gut erkannte. Um das Feuer herum hatte die Gruppe wohl zwei Holzbänke organisieren können, ein Teil von ihnen saß allerdings eher auf dem Boden und lachten gerade ausgelassen. Ein Kochtopf war über das Feuer gespannt, eine hübsche Frau mit zusammengebundenen, braunen Haaren war gerade dabei in kleinen Schalen das gutriechende Gulasch zu verteilen. Auf der linken Bank saßen drei kleine Kinder zwischen vier und neun Jahren, zwei Buben und ein Mädchen die bereits brav die Suppenschüsseln pusteten und jeweils eine Semmel in der Hand hatten. Zwei Jugendliche bei denen es um Rosetta und Isaac handelte saßen daneben und warteten noch auf ihre Portion. Maestro und Isaacs Vater saßen auf dem Boden und hatten Becher in der Hand, die Weinflasche daneben erklärte auch um welchen Inhalt es sich handelte. Veiras Schwester war noch nicht zu sehen. Grinsend trat Salvai schließlich an die Gruppe heran. Es herrschte ausgelassene Stimmung und Gelächter füllte den Hinterhof des Gasthauses, Nachtruhe begann erst in zwei Stunden weshalb auch vom Gasthaus noch Gelächter zu hören war.

Sämtliche Aufmerksamkeit lag auf uns als wir schließlich den Hinterhof eines Gasthaueses betraten. Wenig überraschend. Auf der einen Seite waren wir mit Sicherheit bereits zu hören gewesen ehe wir ins Blickfeld der Gruppe geraten waren. Auf der anderen Seite schien Salvai seine Leute mehr als nur ein wenig neugierig auf den Barden gemacht zu haben, dessen Bekanntschaft er heute geschlossen hatte. Ich ersparte mir deshalb sowohl eine Antwort auf Salvais Worte als auch eine Bemerkung zu Lissandras Stimme. Es war schwer zu glauben, dass die Grünhaarige erst seit einem halben Jahr der Truppe angehörte. Andererseits musste dies nicht bedeuten, dass sie nicht vorher bereits gesungen hatte. Es war ein einfaches Trinklied gewesen, passend für die Stimme des Braunhaarigen aber beinahe eine Schande seine Verlobte ein derartiges Lied singen zu hören, musste ich doch zugeben, dass ihre Stimme für einen Menschen herausragend war. Vielleicht konnte ich sie noch heute Abend zu einem etwas anspruchsvolleren Gesang bewegen. Für den Moment galt meine Aufmerksamkeit jedoch erst einmal den um das Feuer versammelten Leuten. Bei den Männern auf dem Boden musste es sich um Maestro und Jakob handeln. Die Teenager waren vermutlich Rosetta und Issac. Immerhin hatte Salvai von kleinen Kindern bezüglich Maestro und seiner Frau gesprochen. Ob die braunhaarige Dame nun allerding Annette oder Veira war, erschloss sich mir auf den ersten Blick nicht.

Meine Finger, welche auch nach Ende der letzten Strophe ihren Tanz auf den Seiten weiter geführt hatten, strichen ein letztes Mal darüber. Der Effekt war wie erwartet. Als die letzten Töne des Spiels in der Abendluft verklangen, verstummten auch das Gelächter und die Unterhaltungen der Gruppe. Ein selbstsicheres aber dennoch höfliches Lächeln auf den Lippen legte ich die rechte Hand mit der Lyra vor meinen Bauch. Die Linke streckte ich zur Seite und verbeugte mich einmal, stumm die ungeteilte Aufmerksamkeit genießend. „Mein Name ist Viren“, stellte ich mich unnötigerweise auch hier noch einmal vor während ich mich wieder aufrichtete. „Und es ist mir eine außerordentliche Ehre die Bekanntschaft der Menschen zu machen von denen mir bereits in derart hohen Tönen berichtet wurde.“ Mein Blick zuckte kurz zu Salvai um zu unterstreichen wer mir Bericht erstattet hatte. Wohl ebenso unnötig wie meine Vorstellung und doch tat der Schalk in meinen Augen das was er sollte. Erneut erfüllte gut gelauntes Gelächter den Hof. „Uns wurde von Euch in nicht weniger hohen Tönen berichtet“, ergriff die Braunhaarige amüsiert das Wort während sie bereits zu einer freien Stelle auf einer der Bänke gestikulierte. „Nur zu, keine Scheu. Setzt Euch.“

Mit einem dankbaren Lächeln folgte ich ihrer Aufforderung, näherte mich den aufgestellten Bänken. Neugierig wurde ich von den Kindern gemustert. Rosettas Wangen zierte eine sanfte Röte, welche eben noch nicht vorhanden gewesen war. Ich lächelte ihr noch einmal freundlich zu, neigte dabei den Kopf als würde ich speziell sie noch einmal grüßen. Das Rot auf ihren Wangen wurde mit einem Schlag dunkler und ihr Blick verankerte sich plötzlich auf den Boden ihrer leeren Schüssel als hätte sie noch nie etwas Interessanteres gesehen. Isacc schnaubte amüsiert, richtete dann jedoch das Wort an mich. „Ihr seht weniger beeindruckend aus als Salvai Euch beschrieben hat.“ Da war jemand direkt. Jedoch blieb mir erst einmal keine Gelegenheit zu antworten, da der ältere Mann auf dem Boden mit einem Schnauben, welches sowohl schockiert als auch amüsiert sein konnte den Wein wieder ausspuckte, welchen er eben in den Mund genommen hatte. „Isaac!“, sagte er scharf an den Jungen gewandt. Doch die Tatsache, dass er dabei nach Luft schnappte, da ihm wohl ein Teil des Weins in den falschen Hals geraten war, nahm einen Großteil der Wirkung aus der Ermahnung. Maestros tiefes Lachen erklang als der Mann eine Hand hob und Jakob damit hilfsbereit auf den Rücken klopfte. Mein Lachen, melodisch und nicht weniger gut gelaunt mischte sich mit dem der anderen. „Ihr solltet Euch nicht vom ersten Anschein täuschen lassen“, riet ich dem Jungen belustigt als ich schließlich auf der Bank Platz nahm.

Salvai
Zusammen mit Lissie blieb er noch stehen, während Veira Viren bereits darum bat sich zu setzen. Dabei musterte er seine Freunde wie sie wohl auf den Barden reagierten, für ihn war es gut zu erkennen ob sie ihn sympathisch fanden oder nicht. Und wenn er sich nicht irrte waren Rosettas Wangen doch ziemlich stark gerötet, als sich Viren ihr gegenüber auf die leere Bank setzte. Salvai musste etwas breiter grinsen bevor er schließlich neben dem schwarzhaarigen Platz nahm. "Isaac, er hat sich gerade einmal hingesetzt." Antwortete er dann laut seufzend, bevor er aus seinen goldenen Augen Viren einen entschuldigenden Blick zuwarf. Als Jakob sich schließlich an seinem Wein verschluckte stimmte er bei Maestros Lachen mit ein, "Erst schlucken, dann reden alter Mann." Zog er ihn schließlich auf, an ihrem Umgang merkte man das sie sich alle sehr nahe standen. Lissie lachte ebenfalls, allerdings setzte sie sich nicht sondern ging lediglich hinter die Bank um Salvai leicht von hinten zu umarmen. "Halt mir meinen Platz frei." Meinte sie dann frech grinsend, bevor sie ihn auch schon wieder losließ und schließlich zum Karren ging. Vermutlich wollte sie nach Annette sehen. Ihr kurz nachsehend lenkte Veira schließlich wieder ab, als sie Viren und ihm nun zwei volle Holzschüsseln mit jeweils einen Löffel darin ausgestatten entgegenhielt. Seine Schüssel nehmend begann er schließlich zu pusten. "Danke," entgegnete er als sie ihm noch eine Semmel dazu reichte.

Die drei Kinder beobachteten Viren weiterhin neugierig, dabei schaukelten sie alle im gleichen Takt mit ihren Füßen weil ihre Beine viel zu kurz für die Bank waren. Salvai nahm schließlich einen ersten Bissen vom Gulasch, er brannte richtig darauf wie er gerade mit knurrendem Magen bemerkte. Und dann erst fiel ihm ein das er Viren zwar die Namen aller hier genannt hatte, eine Vorstellungsrunde aber sicher nicht Schaden würde. Er sah schließlich wieder in die Runde, bevor er allerdings etwas sagen konnte ergriff Veira bereits das Wort. "Salvai wird Euch wahrscheinlich bereits erzählt haben wen ihr heute antrefft. Aber damit es Euch mit den Namen leichter fällt, können sich alle einmal ordentlich vorstellen. Ich heiße Veira." Sie nickte Viren freundlich zu, während sie dann schließlich abwartend zu den anderen blickte. Maestro schenkte sich und Jakob im Moment etwas ein, er musste anscheinend immer noch gegen sein Lachen ankämpfen. Gut, er hatte doch schon recht viel Wein gehabt. Aber alkoholisiert war er nur lediglich gut gelaunt. "Mein Name ist Maestro," dabei legte er nun seine freie Hand auf die linke Brusthälfte bevor er sich leicht nach vorne neigte. Im sitzen sah es vermutlich lustiger aus als es geplant war. "Ich hoffe Ihr genießt die Zeit hier, so gutes Gulasch von meiner Frau gibt es auch nicht alle Tage." Meinte dieser schließlich fett grinsend.

Mit einem dankbaren Lächeln nahm ich sowohl die Schüssel als auch die hinterher gereichte Semmel entgegen. Der Geruch, welcher mir in die Nase stieg sorgte dafür, dass sich mein Magen erwartungsvoll zusammenzog und mich damit daran erinnerte, dass ich heute außer einem Apfel noch nichts zu mir genommen hatte. Nun bot sich mir reichlich Gelegenheit dies nachzuholen. Salvai wartete nicht lange ehe er sich bereits den ersten Bissen zwischen die Lippen schob. Nun gut, für meinen Gaumen war das Gulasch - so herausragend es auch riechen mochte - zu heiß. Ich konnte darauf verzichten mir die Zunge zu verbrennen und damit die Gelegenheit zu ruinieren, den Geschmack anständig wertzuschätzen. Dies war jedoch nichts, dem nicht Abhilfe geschaffen werden konnte. Während ich aufmerksam mit dem Blick der Vorstellungsrunde folgte, kühlte ich den Inhalt der Schüssel mit Hilfe meiner Kräfte soweit herunter bis ich ihn als essbar einstufte. Mit schließlich ebenfalls einen Löffel genehmigend, summte ich genießerisch um Maestros Worten meine nonverbale Zustimmung zukommen zu lassen. „Meine Wenigkeit wird Jakob genannt“, griff der ältere Mann die Vorstellung auf „und bei dem Jungen ohne Manieren handelt es sich um meinen Herrn Sohn Isaac, wie Ihr bereits erkannt haben dürftet.“ Seine Art sich auszudrücken, verriet mir, dass auch hinter seiner Zugehörigkeit zu Tetetra eine Geschichte steckte, deren Erzählung ich nicht abgeneigt wäre zu lauschen. Im Gegensatz zu Maestro wirkte er noch relativ nüchtern auf mich. Entweder er vertrug mehr oder er hatte sich mit dem Alkohol zurückgehalten.

„Ich kann durchaus für mich selbst sprechen“, fiel ihm genannter Sohn ins Wort und bestätige damit - mit voller Absicht, wie mir schien - immerhin zu einem Teil die fehlenden Manieren während Veira sowohl ihm als auch Rosetta die Schüsseln auffüllte. „Im Gegensatz zu manch anderen hier“, fuhr er fort, während sein Blick sich auf das Mädchen neben ihm senkte. Im Gegensatz zu seiner Wortwahl lag in seiner Stimme nur spielerische Neckerei, wie sie eben unter Familie und engen Freunden üblich war. „Ich kann auch selbst reden“, sprang die Angesprochene auch sofort darauf an. Röte zierte noch immer deutlich ihre Wangen, doch funkelte Entschlossenheit in ihren Augen als sie meinen Blick suchte. „Mein Name Rosetta und es freut mich Eure Bekanntschaft zu machen“, gelang es ihr zu sagen ehe ihr Blick zurück auf ihre Schüssel klappte und sie wieder in Schweigen verfiel. Das amüsierte Lächeln kontrollierend, welches sich auf meine Lippen stehlen wollte, schob ich mir stattdessen einen weiteren Löffel voll Gulasch in den Mund.

Ich vermochte nicht einzuschätzen ob Rosetta von Natur aus schüchtern war oder ob es nur der Einfluss meiner Natur war, welcher sie stärker traf als sie anderen. Was auch immer der Grund sein mochte, für den Moment erlöste ich sie von meiner Aufmerksamkeit, welche weiter zu den drei Kindern glitt. Als hätte sie nur darauf gewartet, streckte das Mädchen die Brust raus und grinste mich selbstbewusst an. „Ich bin Milena und das sind meine beiden kleinen Brüder“, sie wies erst mit ihrer Hand in welcher sie den Löffel hielt auf den mittleren Jungen, welcher auch brav mit „Arron“, antwortet, dabei aber eher unsicher wirkte und schließlich auf den Jüngsten. Dieser schien bereits wie auf heißen Kohlen zu sitzen und nur auf seinen Einsatz zu warten. Als würde sie auf der Bühne stehen, lieferte Milena das Bindewort „und“, auf welches der Kleinste begeistert „Ivan“, rief. Dabei verlor er jedoch die Konzentration auf seine Schüssel, welche gefährlich zu kippen begann. In Maestro kam Bewegung, doch reagierte Arron bereits und griff nach der Schüssel seines Bruders, rettete den Inhalt damit davor auf dem Boden zu landen.

Salvai
Der braunhaarige beschäftigte sich ganz mit seinem Essen, während er der Vorstellung jedes einzelnen aufmerksam zuhörte. Es war ziemlich amüsant wie alle sich um den besten Eindruck bemühten, sie sich aber natürlich nicht verstellten und ganz sie selbst waren. Vor allem als die drei Kleinen sich schließlich vorstellten stellte er seine Schüssel kurz in seinem Schoß ab, bevor er schließlich breit grinsend etwas klatschte. Statt aber an ihnen gerichtet einen Kommentar abzugeben, blickte er schließlich verschmitzt zu Viren. "Ganz die zukünftigen Schauspieler." Und das meinte er auch ernst, immerhin waren die drei bereits immer so fleißig dabei alles nachzumachen was Veira und Maestro einstudierten. Es war wirklich süß wie sie dem Schauspiel ihrer Eltern immer mit begeisterten Augen folgten und wie sie die Lieder mitsangen die Maestro auf der Laute spielte. Unter anderem waren die drei der Grund weshalb er nicht selten darüber nachdachte wie es wohl wäre, eigene Kinder zu haben. Aber bevor er auch nur den Gedanken daran verschwenden sollte, musste er erst einmal selbst wissen wie die Zukunft aussehen sollte. Zumindest ungefähr. Er wollte immerhin seiner zukünftigen Familie etwas bieten, etwas wie sein Vater es getan hatte. Ein eigenes Heim, einen angesehenen Beruf, ein Dorf in dem es sich gerne lebte. So etwas wünschte er für sich, irgendwann wenn sie älter wurden. Nur hatte er mit seiner Verlobten darüber noch nicht wirklich gesprochen, der aktuelle Plan war: Spaß haben und die Welt bereisen. Dennoch machte er sich ziemlich viele Gedanken darüber.

Arron hatte die Schüssel seines Bruders in den Händen, bevor er diese Ivan zurückgab. Die Aktion brachte Maestro und Veira ein ganz besonderes Lächeln auf die Lippen, es war klar das sie ihre Kinder sehr liebten. Bevor allerdings das Gespräch weiterlaufen konnte, hörte er bereits Schritte. Annette und Lissie kamen zurück, dabei hatten beide noch ein paar Becher und Weinflaschen in der Hand. Lissie hatte sich umgezogen und trug daher eine Hose, sie alle waren daran gewöhnt, für Fremde war es doch immer wieder aus der Bahn werfend. Während sich Lissie grinsend neben ihn setzte, stellte sich Annette schließlich zu ihrer Schwester um ihr die leere Schüssel entgegen zu halten, nachdem die Becher und Flaschen Rosetta und Isaac in die Hand gedrückt wurden. Dabei erklang nun ihre sanfte Stimme, obwohl sie erst an die schüchterne, kleine Schwester erinnerte war sie ziemlich Taff. "Ich habe gehört ihr stellt euch alle vor," die Ähnlichkeit zu ihrer Schwester war unverkennbar, beide hatten braunes Haar, braune Augen. "Ich heiße Annette, es freut mich sehr Euch hier Willkommen zu heißen." Wandte sie sich schließlich an Viren, "Ich hoffe Ihr habt ausreichend Durst mitgebracht." Rosetta und Isaac hofften natürlich dieses Mal vielleicht einige Schlucke Wein zu ergattern, was das nämlich betraf war Jakob ziemlich streng. Daher begannen sie auch brav die Becher nun mit Wein zu füllen, da Jakob und Maestro bedient waren galten die Becher dem Besuch, Salvai, Lissie, Veira und Annette. Natürlich bestand die Hoffnung sich etwas abzustauben, deswegen machten sich auch beide brav daran die Becher noch zusätzlich auszuteilen.

Lissie nahm dankend zwei Becher an, bevor sie Salvai ein freches grinsen schenkte. Grundsätzlich war er nämlich jemand, der vielleicht ein oder zwei Becher trank und es dann gut sein lies. Deswegen durfte er sich zwar von Maestro manchmal etwas anhören - allerdings war er bei dem Thema ziemlich strikt. Lissie hingegen nippte bereits am Wein, ohne vorher etwas gegessen zu haben. Der braunhaarige seufzte etwas, bevor er ihr einen tadelnden Blick zuwarf. "Ich esse später etwas, du weißt das ich Abends nicht mehr so viel Hunger habe." Antwortete sie dann seufzend auf seinen Blick. Er gab einen Seufzer als Kommentar ab, ein häufiges Diskussionsthema. "Vor dem Trinken solltest du immer etwas essen."

Salvais Applaus quittierte Melina mit einer angedeuteten Verbeugung und ich konnte dem Braunhaarigen nur zustimmen. Das Mädchen war auf jedem Fall auf dem besten Wege selbst auf der Bühne zu stehen. Bei Arron war ich mir nicht sicher ob der Junge nicht mehr Vergnügen an der Arbeit hinter der Bühne als darauf finden würde. Worauf auch immer es hinauslief. Die eine Seite der Bühne war ebenso wichtig wie die andere. Ohne Leute dahinter, die ihre Arbeit verstanden gab es ebenso wenig eine fesselnde Aufführung als ohne die Leute auf der Bühne. Ivan schien im Moment nur seine Schwester glücklich machen zu wollen aber wie alt war der Junge? 4 oder 5. Er hatte noch genügend Jahre vor sich um herauszufinden wofür sein Herz schlug. Schritte aus Richtung des Karren kündigten die Rückkehr Lissandras an. Die Grünhaarige hatte sich umgezogen. Den Platz des Kleides hatte Männerkleidung eingenommen. Ein kurzes anerkennendes Grinsen huschte über meine Lippen. So viel zum Thema, wer in dieser Beziehung die Hosen anhatte. Gemeinsam mit ihr trat eine weitere Braunhaarige an das Feuer. Annette. Mit einem leichten Lächeln und einem Kopfschütteln unterbrach sie meine angefangene Bewegung mich zu erheben um mich ihr gegenüber ebenfalls anständig vorzustellen. „Das ist nicht nötig. Bleibt ruhig sitzen. Ihr müsste Viren sein. Salvai sprach davon, dass ihr eventuell in Begleitung erscheint. Dies scheint nicht der Fall zu sein“, richtete sie das Wort im Plauderton wieder an mich während sie von Rosetta zwei Becher entgegennahm, wovon sie einen an mich weiterreichte.

Mit einem dankbaren Lächeln nahm ich den Becher entgegen, stellte ihn aber erst einmal neben mir auf der Bank ab um mich zuerst weiter dem Gulasch zu widmen. „Dies seht Ihr richtig“, bestätigte ich ihre Annahme ehe ich amüsiert fortfuhr. „Aber ich nehme an, dass Ihr in den nächsten Tagen die Gelegenheit erhalten werdet ihn kennenzulernen. Er lässt mich nie lange aus den Augen. Seiner Ansicht nach begebe ich mich alleine nur immer wieder in Schwierigkeiten.“ Für den letzten Satz beugte ich mich nach vorne als wolle ich Anette ein Geheimnis anvertrauen. Die Braunhaarige spielte mit und kam mir entgegen. Da ich jedoch weder die Stimme senkte noch leiser sprach, stellte es für die anderen keine Herausforderung dar mich ebenfalls zu verstehen. Anette grinste belustigt, während Veira auflachte, was jedoch beinahe in Meastors Lachen unterging. Ihr Mann schien einiges intus zu haben und wohl alles sehr amüsant zu finden. „Ach ja?“, mischte sich Isaac in unsere Unterhaltung und blickte mir mit einem herausfordernden Funkeln in den Augen entgegen. „Was den für Schwierigkeiten?“ Mit einem nachdenklichen Ausdruck lehnte ich mich wieder zurück, überlegte was von den besagten - zugegebenermaßen nicht gerade selten auftretenden - … Schwierigkeiten ich einer Gruppe Menschen hier berichten konnte.

Als ich mich entschieden hatte, glitt mein Blick mit gespielt ernstem Gesichtsausdruck erst zu Salvai ehe er einmal über die gesamte Gruppe wanderte und schließlich auf Issac zum Ruhen kam. „Es war einmal vor gar nicht allzu langer Zeit“, begann ich, schlug dabei meine Märchenerzählerstimme an. „da nahm ich ein Bad in einem kristallklaren See. Als ich ans Ufer zurückkehrte, musste ich mit Schrecken feststellen, dass meine Kleidung nicht mehr aufzufinden war. Mangels anderer Möglichkeiten sah ich mich gezwungen bar jeglichen Stoffes das nahegelegene Dorf aufzusuchen. Diverse Blicke folgten mir als ich den Weg zur Schneiderin beschritt. Die junge Dame willigte zwar ein mir Kleidung auszuhändigen, doch nicht ohne Gegenleistung. Münzen konnte ich ihre keine bieten, waren diese doch mitsamt meiner Kleidung verschwunden. Noch während wir über eine Entlohnung für ihre Dienste sprachen, kehrte ihr Gatte ein. Glaubt es oder nicht. Er war alles andere als angetan von dem Anblick seine Angetraute im Raum mit einem nackten Mann vorzufinden bei dem es sich nicht um ihn selbst handelte. Noch ehe er jedoch selbst Hand an mich legen konnte um mir meine gerechte Strafe - wie er es ausdrückte - zukommen zu lassen, betraten zwei Wachmänner das Geschäft. Besorgte Bürger hatten sie über den bizarren Mann ohne Kleidung informiert. Ehe ich mich versah fand ich mich nur mit einer einfachen Decke bekleidet in einer Zelle wieder. Nur dem baldigen Erscheinen meines Begleiters ist es zu verdanken, dass mir an jedem Tag nicht Schlimmeres wiederfahren ist. In seiner Wortgewandtheit überzeugte er die Wachend davon, dass weder Ehebruch noch sonst bösartige Absichten hinter meinem Erscheinen lagen, sondern schlicht und ergreifend die Dummheit meine Kleidung unbeaufsichtigt gelassen zu haben.“