Salvai
Sich schließlich eine Hand leicht in die Seite stemmend grinste er weiterhin breit, "Ich kenne durchaus jemanden die sich mit Euch im Schwertkampf messen könnte." Antwortete er schließlich, ging allerdings nicht näher darauf ein das es sich um seine Verlobte handelte. Denn... er hatte ja immer noch vor, ihr einen neuen Degen zu kaufen. Das konnte er dann auch gleich erledigen bevor er zurückging, denn dann hatte Viren auf jeden Fall jemanden mit dem er sich messen konnte. "Ich lernte zwar mit dem Schwert umzugehen, aber meine Stärken liegen deutlich wo anders." Und für ihn war es auch keine Schande es zuzugeben, immerhin war er kein Soldat oder sonstiges. Durchaus interessierte ihn aber, woher Viren die Kunst des Schwertkampfes wohl erlernt hatte. Aber das waren fragen für später, sollte Viren laut seinen nächsten Worten nicht mit seinem Begleiter heute noch abreisen. "Euer Begleiter ist ebenfalls herzlich eingeladen, falls ihn das ermuntern würde noch eine Nacht länger hier zu bleiben." Fügte er dann mit einem kleinen lachen an, bevor er zusammen mit Viren in Richtung Ausgang ging. "Sollten wir uns nicht mehr sehen, wünsche ich Euch noch viel Spaß auf euren reisen." Er zwinkerte etwas, vermutlich klar klar genug das er nicht erfolgreich zu seinen Auftritten gesagt hatte, weil seine Auftritte vermutlich so oder so erfolgreich blieben. Aber das war hoffentlich deutlich genug gewesen.

Er kannte also durchaus jemandem von dem er annahm, dass er sich mit mir messen konnte. Interessant. Noch interessanter wäre es herauszufinden in wie weit seine Annahme der Wahrheit entsprach. Ach, ja. Die Zeit hier versprach durchaus unterhaltsam zu bleiben. „Ich werde Eure Einladung weiterreichen sollte sich rechtzeitig die Gelegenheit dafür bieten.“ Mit diesen Worten blieb ich stehen und wandte mich wieder direkt dem Braunhaarigen zu. „Es war mir eine Ehre Eure Bekanntschaft gemacht zu haben, Salvai Galliard.“ Mit einer angedeuteten Verbeugung in seine Richtung schenkte ich ihm ein verabschiedendes Lächeln ehe mein Blick bereits in ihm vorbei glitt. Da Salvai mich für den Moment nicht weiter beschäftigen würde, musste eine neue Unterhaltung her. Meine Aufmerksamkeit viel auf eine Kutsche vor welche zwei schwarze Hengste gespannt waren. Edle Tiere, man musste kein Experte sein um dies zu erkennen. Das Gefährt selbst war nicht weniger imponierend. Einfach gehalten mit filigranen Verzierungen. Beeindruckende Handwerkskunst. Hochwertig und teuer. Sowohl die Tiere als auch die Kutsche.

Diese musste eben erst vorgefahren sein. Auf dem Bock saßen zwei Männer. Der Grünhaarige im makellos sitzenden Anzug strahlte Perfektion aus. Der Butler. Der Schwarzhaarige neben ihm hielt sich nicht mit weniger Eleganz, doch sprachen sowohl seine Kleidung als auch seine Haltung eine eindeutige Sprache. Der Leibwächter. Wer auch immer sich in dieser Kutsche befand musste mindestens dem Adelsstand angehörig sein. Was die Gruppe wohl hierher trieb? Ich würde es herausfinden. „Ihr entschuldigt mich.“ Mit diesen Worten wandte ich mich von dem Braunhaarigen ab und brachte die Strecke zur Kutsche mit schnellen, jedoch nicht eiligen Schritten hinter mich. Ich war selbstverständlich nicht der einzige, dem das Gefährt aufgefallen war. Diverse Blicke waren in ihre Richtung gerichtet. Doch Entgegen meiner Erwartung hielten sich die Leute mit geflüsterten Vermutungen über den Grund ihres Hierseins zurück. Vielleicht bot die Stadt mehr als ich bisher wahrgenommen hatte und derart illustre Gäste waren keine Seltenheit. Die beiden Männer auf dem Kutschbock ignorierten sowohl die Blicke als auch meine Annäherung. Erst als ich nur noch wenige Schritte von dem Gefährt entfernt war, kam Bewegung in den Schwarzhaarigen.

Mit einer beeindruckenden Geschwindigkeit stand er plötzlich zwischen mir und der Kutsche. Schwarze Augen musterten mich mit Eiseskälte, gaben mir unmissverständlich zu verstehen keinen weiteren Schritt zu gehen. Davon unbeeindruckt verließ auch der Butler den Kutschbock, öffnete die mir zugewandte Seite des Gefährts. Im ersten Moment blieb es im Inneren der Kutsche ruhig, doch dann regte sich jemand. Ein Rothaariger in der unverkennbaren Kleidung eines Adels-, wenn nicht sogar Königshauses verließ das Fahrzeug. Doch ließ ich mich nicht von seiner Kleidung täuschen. Der Mann war gut gebaut, trainiert. Er bewegte sich mit der Anmut eines Prinzen, doch lag darunter die Kraft eines Wesens, das sich zu verteidigen wusste. Ja, eines Wesens. Ich wusste nicht was sie waren aber die drei waren keine Menschen. Goldene Augen glitten kurz über die Umgebung um sich zu orientierten ehe die Aufmerksamkeit des Rothaarigen auf mir landete. Erkennen blitzte unter dem Gold auf als er wohl ebenso begriff, dass ich kein Angehöriger der menschlichen Rasse war. Dies schien zu genügen um sein Interesse an meiner Person zu wecken. Ein einnehmendes, grüßendes, überraschend ehrlich wirkendes Lächeln erschien auf seinen Lippen als er die Vorsicht seines Leibwächters ignorierend an mich herantrat.

Salvai
Als er nach draußen trat merkte er wie die Mittagssonne nun auf sie hinunter brannte, er beschattete leicht seine Augen während er zu Viren blickte. "Die Ehre war ganz meinerseits Viren." Antwortete dieser dann mit einem breiten und ehrlichen grinsen. Er hatte bereits viele Begegnungen mit Menschen gehabt, die er auf ihre Weise beeindruckend fand und mit denen er gerne Zeit verbrachte und mehr verbringen würde. Viren war wohl einer davon, denn er konnte nicht anders als trotz der recht kurzen Bekanntschaft mit ihm ihn sehr sympathisch zu finden. Auch er bemerkte die Kutsche mit den beiden teuren Tieren und der edlen Besatzung, allerdings lagen seine baldigen Gedanken direkt bei seiner Gruppe die er nun finden musste. Viren wandte sich ab und schien interessiert an dem Gefährt zu sein, auf seine letzten Worte sagte er nichts mehr sondern sah ihm schließlich nur noch hinterher wie der schwarzhaarige in der Menge zu verschwinden schien. Sich umsehend ging er dann bald in irgendeine Richtung, in der Hoffnung dann bekannte Gesichter zu finden. Nach längerer Zeit als er die Gegend abgelaufen war, die Gruppe aber nicht fand entdeckte er stattdessen einen Schmied am Straßenrand. Dann würde er als erstes das erledigen können - dagegen hatte er nichts. Den etwas heruntergekommenen Laden betrachtend trat er schließlich ein, innen stand eine ältere Frau hinter dem Tresen. Um sie herum waren Waffen, Kettenhemden, Rüstungen, Schilde, Kochutensilien, Reitutensilien und noch vieles mehr ausgebreitet worden. An einer Ecke stapelten sich Eisen- und Silberbaren, an der anderen war Holz gestapelt und ein Bereich besaß einen massiven Holztisch mit zwei Bänke. Es führte noch eine Tür in ein Hinterzimmer, vermutlich befand sich dahinter die Wohnräume und die Schmiede hinter dem Gebäude. Salvai trug sein Anliegen direkt vor, weshalb er etwas länger mit der Frau sprach und dann eine erstaunlich große Anzahl an Schwertern präsentiert bekam. Es dauerte nicht lange bis er einen Degen seiner Wahl ausgesucht hatte, das Schwert lag gut und leicht in der Hand. Er vollführte mit dem Degen einige Bewegungen die er von Lissie kannte und musterte es von allen Seiten. Schöne Verzierungen zierten die Klinge sowie den Griff des Schwertes, nachdem er sich die Lederscheide dazu angesehen hatte wusste er das er dieses Stück kaufen würde. Die alte Dame lenkte das Gespräch langsam auf seinen Bogen den er auf seinem Rücken trug und machte Komplimente über die Anfertigung von diesem, ihr einige Dinge erzählend konnte er dank seines Charmes sogar den Degen etwas günstiger erwerben, auch wenn er durchaus teuer gewesen war. Zufrieden mit der Waffe verabschiedete er sich und verließ anschließend das Geschäft, er war äußerst zufrieden und hoffte das Lissie ebenfalls so vom Schwert begeistert war wie er selbst.

Es dauerte tatsächlich nicht mehr lange bis er die bunte und ältere Kutsche seiner Leute entdeckte, für gewöhnlich suchten sie sich immer einen etwas ruhigeren Platz für den ersten Tag der Ankunft weshalb er sich in Seitengassen nahe von Gasthäusern umgesehen hatte. Sie hatten die Ochsen an einem Pfosten nahe einer Tränke gebunden und die Kutsche im Hinterhof einer Gastwirtschaft abgestellt. Es war üblich das sie für einen etwas ruhigeren Standort auch Geld zahlten, denn die Gruppe blieb gern für sich und wollte ja erst morgen am Markt Aufmerksamkeit erzielen. Außerdem waren erschöpft, daher war nur verständlich das sich heute Abend erst einmal noch ausgeruht wurde. Die Kutsche war offen, eine offene Feuerstelle die offensichtlich bereits zuvor schon in Betrieb gewesen war befand sich im Hof und selbst ein Fleckchen Gras konnten sie wohl für die nächsten Tage ihr eigen nennen. Die Kutsche die sie benutzten war recht praktisch, seitlich konnte sie aufgeklappt werden so das eine Treppe als Bank diente. Sie war breit genug um zumindest darauf zu sitzen und auch Dinge abzustellen, hinten war ebenfalls offen. Der Innenraum der Kutsche wurde für die Familie von Maestro als Schlafplatz hergenommen, während die Männer draußen schliefen. Das Gasthaus war für die Anzahl an Leuten einfach zu teuer, allerdings waren solche Plätze für Reisende die in den Ställen oder im Hinterhof schliefen weitaus günstiger. Über dem Feuer kochte bereits ein Gemüseeintopf und Lissie stand mit ihrem hübschen, hellblauen Kleid und einem weißen Mieder davor und rühte diesen um. Außerhalb von Städten trug sie durchaus Männerkleidung da sie ihr gefielen, er musste aber auch gestehen das Hosen und lockere Hemden ebenfalls sehr zu ihr passten. Außerdem war diese Art von Kleidung praktisch wenn sie ritten oder kämpften. Die Schwertscheide hatte er in der Hand als er mit einem breiten grinsen auf sie zutrat, Maestro schien gerade bei den Ochsen zu sein und die restlichen waren vermutlich am Markt einkaufen denn es wirkte so als wären sie vorerst alleine. Daher nutzte er auch gleich die Gelegenheit um ihr als Begrüßung seinen freien Arm um die Taille zu schlingen und seine Verlobte etwas fester an sich zu drücken. Lissie blickte schelmisch zu ihm hoch, "Normalerweise dauert das nicht so lange." Beschwerte sie sich dann in einem gespielt ernsten Ton. Salvai zuckte nur unschuldig mit seinen Schultern, "Ich hatte eine interessante Begegnung mit einem Barden, aber bevor ich dir davon erzähle, möchte ich dir etwas geben." Lissie hatte bereits das Schwert in seiner Hand bemerkt, statt sich aber von ihm zu lösen sah sie nun zu ihm auf. Ihre grünen Augen funkelten dabei voller Zuneigung und dem offensichtlichen Widerwillen, ihn wohl jetzt los lassen zu müssen. Sanft seine Hand von ihrer Hüfte lösend nahm er schließlich die Lederscheide in beide Hände. "Ich würde mich auf unseren Reisen besser fühlen wenn du wieder eine Waffe trägst, ich hoffe es gefällt dir." Er konnte deutlich die Röte auf ihren Wangen erkennen, zaghaft griff sie danach. Aber nur, um schwungvoll und geübt den Degen aus dem Material zu ziehen. Anschließend hielt sie die Waffe leicht hoch, um im Licht die Musterungen zu bewundern. Bei dem begeisterten Anblick wurde ihm furchtbar warm ums Herz. Er wusste doch um ihre Liebe zum Schwertkampf... ihr Degen den sie einst von ihrem Vater geschenkt bekommen hatte war vor wenigen Monaten zerstört worden und sie hatte doch sehr darunter gelitten. War es doch das einzige gewesen das sie noch von damals gehabt hatte. Zwar verband sie mit dem Schwert nicht die selben Erinnerungen, aber er hoffte das die Bedeutung die es haben sollte erfüllen würde. Lissie hatte von ihrem Vater viele Freiheiten genießen können, als Tochter eines Fürsten hätte sie normalerweise das Sticken, Nähen und Führen eines Haushaltes lernen müssen. Aber ihre Begeisterung für Waffen, den Kampf, die Natur und Abenteuer hatten den alten Mann schließlich überzeugt ihr einen Lehrmeister zu geben mit dem sie ab dem 10 Jahr täglich trainiert hatte. Allgemein hatte sie wohl als Frau eine unerwartet andere Erziehung genossen, allem voran weil ihre Mutter bereits lange verstorben war. Durchaus hatte es einige im Dorf gegeben welche über sie gemunkelt hatten, sie sei keine anständige Tochter, möglicherweise eine Hexe oder ein anderes Fabelwesen. Dabei hatte sie lediglich einfach andere Interessen. Ihn zumindest hatte es nie gestört das sie genau so gut Reiten konnte wie ein Mann, und das im normalen oder ohne Sattel statt eines Damensattels. Sie war außerdem erstaunlich trinkfest, andere Damen konnten Bier nicht einmal ansehen. Er wurde aus seinen Gedanken gerissen als Lissie schließlich begann elegante Bewegungen zu vollführen, um ein Gefühl für den Degen zu erhalten. Schließlich strafte ihn allerdings ein beklemmter Blick, "Er war teuer, nicht wahr?"

„Was für eine angenehme Überraschung. Wie ich sehe hat nicht nur unser Weg aus der Ferne hierher geführt.“ Die Stimme des Rothaarigen war kräftig, befehlsgewohnt und doch Schwang in ihr eine Offenheit mit, welche in höheren Gesellschaftsschichten kaum anzutreffen war. Ich öffnete den Mund um zu antworten. Ein eisiger Schauer, welcher mir über den Rücken lief lies mich innehalten. Meine Aufmerksamkeit zuckte zu dem Butler, welcher sich in den beiden Pferden zuwandte, doch kreuzten sich unsere Blicke für einen Moment. Die Warnung, welche in seinen grünen Augen lag war unmissverständlich. Ich sollte nicht einmal daran denken, meine Magie zu gebrauchen. Er wusste was ich war. Interessant. Ein herausforderndes Grinsen wollte sich auf meinen Zügen ausbreiten, doch kontrollierte ich mich. Mit einem höflichen Lächeln kehrte meine Aufmerksamkeit zu dem Rothaarigen zurück. Weder er noch sein Leibwächter reagierten auf den kurzen Blickwechseln zwischen mir und dem Grünhaarigen. Im Gegenteil, der Schwarzhaarige regierte auf … nichts. Wie eine Statue stand er direkt neben seinem Herrn. Doch war es wohl tödlich sich von seiner Ruhe täuschen zu lassen. Ich hatte gesehen, wie schnell er war. Er wartete nur auf eine falsche Aktion von mir.

„Ich kann Eure Ansicht nur teilen. Diese Begegnung ist überraschend … und bisher durchaus angenehm. Man nennt mich Viren. Es ist mir eine Ehre Eure Bekanntschaft zu machen“, setzte ich schließlich mit einer angedeuteten Verbeugung an. Nun gut, wir hatten nur ein paar Sätze getauscht. Allerdings konnten auch wenige Sätze mehr als unangenehm sein. Dem Rothaargen entging meine Anspielung darauf nicht, dass ich nicht wusste wie angenehm diese Begegnung bleiben würde im Angesicht der Beschützerinstinkte seiner beiden Begleiter. Amüsiert lachte er auf. Volltönend und … angenehm. Hinter ihm setzte sich die Kutsche in Bewegung als der Butler sich vermutlich daran machte eine Unterkunft für sie zu organisieren. „Diavolo“, erwiderte er schließlich bester Stimmung. Doch kaum hatte er zu Ende gesprochen, war ein scharfes „LORD Diavolo“, vom dem Leibwächter zu vernehmen, welches klar an mich gerichtet war. Lord. Das konnte alles und nichts bedeuten. „Lord Diavolo“, wiederholte der Rothaarige dennoch mit einer Mischung aus Amüsement und Resignation. Als würden sie dieses Spiel jedes Mal vollbringen, wenn er sich jemandem vorstellte. Auch wenn der Rothaarige selbst scheinbar weniger Wert darauf legte, schien es für mich im Augenblick gesünder, das Lord beizubehalten. Seine Begleiter würden über eine formlose Anrede mit Sicherheit nicht einfach hinwegsehen und im Augenblick stand mir nicht der Sinn danach die Konsequenzen dieser Respektlosigkeit zu tragen.

„Seid Ihr mit der Stadt vertraut?“, richtete Lord Diavolo erneut das Wort an mich ehe mir die Gelegenheit blieb seine Vorstellung mit einer Reaktion zu würdigen. Neugierde schwang in seiner Frage. Tatendrang. Vorfreude. Obwohl er die makellose Haltung eines Prinzen innehatte, klang er wie ein Kind dem neues Spielzeug versprochen wurde. Darauf achtend meine Haltung ebenfalls zu wahren, schüttelte ich mit einem belustigten Lächeln den Kopf. „Ich fürchte mit einer Stadtführung nicht dienen zu können. Meine eigene Ankunft liegt erst einen Tag zurück. Aber ich biete Euch gerne meine Begleitung bei einer Stadterkundung, Lord Diavolo. Und wenn Ihr etwas Bestimmtes im Sinne habt, fragen wir die Bewohner danach.“ Meine Betonung des Wortes ‚fragen‘ sorgte bei dem Leibwächter schließlich doch für eine Reaktion. Seine Augen verengten sich und die unausgesprochene Warnung darauf zu achten an wen ich meine Fragen richtete hing zwischen uns in der Luft. Sein Herr hingegen reagierte nicht darauf. Weder auf meine Betonung noch auf die Warnung des Schwarzhaarigen. Entweder er hielt eine Reaktion nicht für nötig oder es hatte sich ihm im Gegensatz zu seinen Begleitern nicht erschlossen, welcher Rasse ich angehörte.

Die Mischung seines Charakters aus Prinz und Kind machte es schwer für mich einzuschätzen woran ich bei ihm wirklich war. Wie viel war ehrlich? Wie viel Schauspielerei? Sein Lächeln wurde strahlend und Begeisterung schwang in seiner Antwort. „Ein wundervoller Vorschlag, welchen ich nur zu gerne annehmen werde. Jedoch bin ich nicht auf der Suche nach etwas Bestimmtem in dieser Stadt. Ich möchte nur die Bewohner und ihre Lebensweise besser kennenlernen.“ Lüge? Wahrheit? Ich konnte es nicht sagen. Was ich jedoch herauszuhören vermochte war, dass er mit dem Wort ‚Bewohner‘ eigentlich ‚Menschen‘ meinte. Ein Studium der menschlichen Rasse? Dafür wäre es geeigneter unauffälligere Kleidung zu tragen. Einem Adeligen gegenüber benahmen sich die wenigsten Leute natürlich. Doch verwarf ich den Gedanken dies anzusprechen so schnell wieder wie er mir gekommen war. Der Rothaarige hatte eine Ausstrahlung, welche ihn selbst in Lumpen noch als Prinzen enttarnen würde. Mit einer einladenden Handbewegung wies ich in Richtung Marktplatz zurück. „Es wird mir ein Vergnügen sein, Euch zur Seite zu stehen.“ Begeistert setzte der Rothaarige sich in Bewegung. Ich folgte. Und hinter uns wie ein Schatten Lord Diavolos Leibwächter.

Salvai
Er verschränkte leicht seine Arme als er Lissie dabei beobachtete, wie sie weiterhin den Degen in die Luft hielt und unsichtbare Gegner zu parieren schien. Das begeisterte Funkeln in ihren grünen Augen und die Eleganz mit der sie ihr Schwert bewegte zeigte wohl das er wohl eine gute Wahl mit dem Degen getroffen hatte. "Nur das Beste für meine Königin." Antwortete er lachend darauf, er hatte nicht vor den Preis der Klinge zu nennen und das wusste sie. Wenn sie sich gegenseitig etwas schenkten sprachen sie normalerweise nicht über die Kosten, immerhin war klar das der andere sein eigens angespartes Geld dafür verwendet hatte und das konnte jeder ausgeben wie er wollte. Das Schwert nun sanft in die Lederscheide zurückschiebend, befestigte sie diesen dann mit zwei Lederbändern auch gleich an ihrem Gürtel an der Hüfte. Daneben baumelte noch ein kleiner Sack mit Kreuzern und ein kleines All Zweck Messer war daran befestigt. Es passte wie angegossen an ihre Seite. Erneut trat Lissie an ihn heran, allerdings nur um ihre Hände sanft auf seine Brust zu legen. "Danke Salvai, mir wird mit Sicherheit etwas einfallen wie ich mich revanchieren kann." Ihre Stimme klang verspielt und erotisch zugleich, gern wollte er in die Flirterei einsteigen als er Maestros Stimme vernahm die relativ laut über den Hof hallte. "Salvai!! Wo hast du dich so lange herum getrieben? Mi, ich dachte schon dir wäre ein Pferd noch abhanden gekommen." Der sehr große aber hagere Mann trat auf die beiden zu und hielt auch seine Laute in der Hand, mit der war er nahezu immer anzutreffen. "Ich bin aufgehalten worden und habe gleichzeitig noch bei einem Schauspiel mitgemacht." Dabei klopfte er sich selbst lobend auf die Schulter.

Es dauerte nicht lange bis sich die gesamte Gruppe um die Feuerstelle versammelt hatte, sie alle hielten eine Schale Eintopf in der Hand und aßen, gleichzeitig lauschten sie auch Salvais Erzählung von seiner Begegnung am Vormittag. Der braunhaarige erzählte von dem Barden welcher eine so schöne Stimme besaß, dass er den gesamten Markt für kurze Zeit komplett für sich eingenommen hatte. Natürlich lobte Salvai den Gesang von Viren in allen Tönen, war es doch mit die schönste Männerstimem die er je gehört hatte. Anschließend erzählte er noch von dem Auftritt in den Ställen, besonders Maestro schien es zu gefallen denn er liebte das Schauspiel das sie vorgeführt hatten. Bei der Erwähnung das er gegen einen Eimer getreten hatte ertönte erst einmal lautes Gelächter, am Ende hin waren zumindest alle begeistert davon das er die spontane Rolle gespielt hatte. Bei der Erwähnung das er Viren und seinen möglichen Begleiter zum Abendessen eingeladen hatte wurde Maestros Frau hellhörig, sie war die Köchin der Gruppe und direkt Feuer und Flamme Brot backen zu wollen und Fleisch zu organisieren. Die Aussage, dass er nicht wusste ob er wirklich kommen würde wurde dabei wohl ziemlich ignoriert. Am Ende hin beschlossen die meisten erneut den Markt zu besuchen, Maestro suchte Papier und Öl während seine Frau mit den Kindern erneut den Markt nach nützlichen Dingen absuchten. Der alte Kutscher hatte sich zu den Ochsen begeben und sein Sohn plänkelte etwas mit Rosetta, die beiden hatten beschlossen die freie Zeit zu genießen und die Stadt noch zu erkunden. Salvai und Lissie blieben im provisorischen Lager, einerseits um Wache zu schieben und gleichzeitig einfach die Zeit zu zweit etwas zu genießen.

Die Sonne stand mittlerweile wieder etwas niedriger am Himmel, Salvai saß im Gras mit dem Rücken an die Kutsche gelehnt während Lissie sich an seine Schulter gekuschelt hatte. Ihr Gespräch hatte sich noch eine Weile um den Degen und das Schauspiel gedreht, bevor das Thema zurück zu dem Barden aus seiner Erzählung ging. "Ich möchte dich begleiten." Sprach sie daher direkt an, immerhin hatte er erzählt das er sich mit Viren bei Sonnenuntergang im Stall treffen wollte. "So wie du von ihm sprichst, würde ich gerne vor allen anderen einmal seine Bekanntschaft machen. Und falls er nicht auftaucht... haben wir durchaus noch Zeit für etwas anderes." Dabei grinste sie breit und blickte ihn schelmisch an, grundlegend meinte sie solche Aussagen immer ernst. Salvai musste etwas schmunzeln, "Du kannst gerne mit kommen. Mir fällt ein... ich hatte ja bereits erzählt, das er anscheinend ein guter Schwertkämpfer ist. Ganz beiläufig habe ich erwähnt das sich jemand mit ihm messen könnte." Dabei pfiff er dann etwas unschuldig und erhielt dann einen kleinen, festen Stupser in seine Magengrube. "Ich habe schon seit vier Monaten kein Schwert mehr geschwungen, möchtest du etwa das ich mich blamiere?" Dabei hatten ihre Wangen eine rote Farbe eingenommen, Salvai musste dann etwas lachen, "Ich möchte das du Spaß daran hast, aber wenn du natürlich nicht möchtest kann ich ihm den Schwertkampf durchaus absagen..." Er wusste ganz genau, dass sie nicht vorhatte sich so eine Gelegenheit entgehen zu lassen. Daher erhielt er einen weiteren Knuff in die Seite.

Wir benötigten bereits einen guten Teil des Nachmittages um überhaupt den Marktplatz wieder zu verlassen. Der Rothaarige näherte sich neugierig jedem einzelnen Stand, ließ sich mit Begeisterung ausführlich erklären worum genau es sich bei den Dingen handelte welche ihm unbekannt waren und wie sie hergestellt bzw. angebaut wurden. Einige Händler wirkten eingeschüchtert, was jedoch weniger Lord Diavolo als seinem Leibwächter zuzuschreiben war, welcher jeden drohend betrachtete der irgendwie in Kontakt mit seinem Herrn kam. Und in seinem Blick lag etwas, das selbst mich davon abhielt meine Kräfte an ihm oder dem Rothaarigen anzuwenden. Seine Drohungen waren nicht leer. Sollte er es für nötig erachten würde er töten ohne zu zögern. Davon war ich überzeugt. Doch beeindruckte mich die menschliche Rasse auch hier. Einer der Händler ignorierte die offensichtliche Bedrohung gänzlich. Oder nahm er sie nicht wahr? Schamlos versuchte er die kindliche Neugierde des Rothaarigen auszunutzen, pries seine Waren als weit hochwertiger und einzigartiger an als sie es waren, trieb den Preis dafür dementsprechend in die Höhe. Ich verwies den … dreist war ein zu schwaches Wort … betrügerischen Kaufmann in seine Schranken ehe ich wusste was ich tat, überraschte mich selbst mit meinen Worten. Im Gegensatz zu mir schien Lord Diavolo nicht verblüfft darüber, dass ich derart energisch Partei für ihn ergriff.

Er schenkte mir ein Lächeln in welchem Dankbarkeit lag. Doch nicht nur das. Auch etwas das mir sagte, dass er war es gewohnt war beschützt zu werden. Vor allem und jedem. Selbst vor etwas eigentlich so Ungefährlichem wie einem unverfrorenen Händler. Und das obwohl ich davon überzeugt war, dass er selbst das mächtigste Wesen im Umkreis war. Er strahlte … etwas aus, das ich nicht ganz in der Lage war zu fassen aber darunter lag Macht. Enorme Macht. Überlagert von Charisma und … einer Freundlichkeit, welche entweder ehrlich war oder derart gut geschauspielert, dass Lügen ihm im Blut liegen musste. Seine Begleiter waren weniger auffällig, nicht viel weniger aber immerhin etwas. Sie hatten auf den ersten Blick nicht nur erkannt, dass ich kein Mensch war, sondern ebenso was ich war. Konnten Sie es fühlen? Durchaus möglich. Einige Rassen verfügten über mehr oder weit sensiblere Sinne als wir. Ich hatte meine Vermutung worum es sich bei den dreien handelte, doch war ich noch nie einem der ihren begegnet, welcher sich auch nur entfernt wie Lord Diavolo benahm. Dass ich in diesem Moment meinen Gedanken nachhing und den Rothaarigen schweigend anstarrte, wurde mir erst bewusst als er mir mit gesenkter Stimme und einem plötzlich ernsten Gesichtsausdruck versicherte, dass sie nicht hier waren um jemandem Schaden zuzufügen. Ich glaubte ihm. Ich konnte nicht sagen wieso und mein Verstand versuchte mich davor zu warnen, seinen Worten so einfach Glauben zu schenken. Doch meine Instinkte nahmen keinerlei Lüge oder unmittelbare Gefahr von seiner Seite war.

So schnell der Ernst in seine Züge eingekehrt war, so schnell zog er wieder von Dannen und das von allem begeisterte Kind kehrte zurück. Ich lies mich mitreißen. Gemeinsam erkundeten wir die Stadt weiter, unterhielten uns mit den Einwohnern bei welchen ich meist ein wenig nachhelfen musste, damit sie ihre Zurückhaltung dem Adel gegenüber ablegten und sich frei mit dem Prinzen unterhielten. Dieser wusste meine kleine Hilfe zu schätzen. Jedenfalls war dies der Eindruck den ich gewann. Vielleicht wollte ich auch nur, dass er mich schätze. Egal. Ich beschloss die Gesellschaft des Rothaarigen zu genießen solange sie anhielt. Außerdem würde die Gruppe in den frühen Morgenstunden bereits wieder abreisen, wie ich erfuhr als der Butler plötzlich bei Sonnenuntergang wie aus dem Nichts neben uns stand. Sein Auftauchen erinnerte mich daran, dass ich Verabredung hatte. Vitas hatte sich bisher nicht gemeldet, also würde ich Salvai immerhin wieder sehen. Auch wenn ich nicht zu sagen vermochte, wie lange dieses erneute Treffen anhalten würde. Der Braunhaarige hatte mich zum Abendessen mit seiner Truppe eingeladen. Wenn ich mich nicht beeilte würde ich das Wiedersehen verpassen, hatte ich Salvai doch empfohlen nicht auf mich zu warten sollte ich bei Sonnenuntergang nicht anwesend sein. Eine Verabschiedung und zehn Minuten später kam ich auf den Platz vor dem Stall gelaufen. Trotz des kleinen Laufs war ich weder außer Atem noch stand mit aufgrund der doch noch immer relativem warmen Temperaturen der Schweiß auf der Stirn. Ich atmete dennoch einmal tief durch um mich zu sammeln und nicht den Eindruck zu erwecken zu diesem Treffen gesprintet zu sein - was ich zwar war aber das musste Salvai ja nicht gleich wissen - ehe ich auf den Stall zuging und mich dabei nach dem Braunhaarigen umsah.

Salvai
Noch etwas länger hatten sie einfach geredet, mittlerweile war Veira mit ihren Kindern und ihrer Schwester zurückgekehrt und bereiteten ein kleines, festlicheres Abendessen vor. Schließlich wurde entschieden Gulasch im großen Kochtopf zu kochen, immerhin war Fleisch teuer und die Gruppe wollte natürlich einen guten Eindruck bei jemanden hinterlassen, den Salvai so hochgepriesen hatte. Allgemein verstanden sie sich mit anderen Künstlern, seien es weitere Schauspielergruppen, Barden oder Straßenmusiker recht gut, Konkurrenzkampf lag ihnen daher nicht besonders nah. Die Kinder halfen fleißig mit, Lissie hatte nur den Abwasch erledigt gehabt während Salvai noch etwas mit Maestro über die Pferde sprach. Es kam nicht häufig vor das sie Fleisch am Markt kauften da Salvai normalerweise zur Jagd ging, allerdings war in dieser Gegend jagen ziemlich gefährlich. Er galt eben als Wilderer in fremden Gebieten weshalb dabei äußerste Vorsicht geboten wurde, Nahe von Städten oder Dörfern ging er daher ungern in die Wälder.

Schließlich beschloss er das es an der Zeit war aufzubrechen, seine Verlobte hatte sich dabei bei ihm eingehakt als sie schließlich so durch die leer werdenden Straßen der Stadt marschierten. Den geschenkten Degen mit der Lederscheide hatte sie an einem ledernden Gürtel befestigt und hing daher an ihrer Hüfte. Der gewohnte Anblick sorgte bei Salvai für eine unheimliche Zufriedenheit. Es dauerte nicht lange bis sie beide schließlich die Ställe erreichten, davor stand noch niemand, weshalb die beiden beschlossen kurz zu den Boxen zu sehen. Ratina und Ather schienen gut versorgt und waren wohl beim Anblick der beiden erfreut, sie wieherten einige Male bevor wieder Ruhe einkehrte. Ein Junge war noch anwesend welcher wohl gerade noch die Pferde verpflegte, sonst war es erstaunlich ruhig. Sie sprachen noch etwas bevor sie nach draußen traten als die Sonne begann die letzten Strahlen auf die Dächer der Stadt zu werfen. Wohl zeitgleich war Viren ebenfalls auf den Platz angekommen. Breit grinsend ging Salvai daher auf ihn zu, Lissie befand sich etwas hinter ihm und schien den Barden neugierig und aufmerksam zu mustern. Tatsächlich hatte der Braunhaarige kein einziges Mal gedacht das er nicht kommen könnte, entweder er hatte dafür ein Gefühl gehabt, oder er war doch etwas zu gutgläubig - jedenfalls war er deswegen sehr gut gelaunt. "Viren! Schön das Ihr gekommen seid." Rief dieser daher begrüßend aus, eine Hand hatte er dabei leicht in die Seite gestemmt während er sich noch leicht umsah, aber Viren schien alleine zu sein. Schon etwas Schade, denn er hätte gerne seine Begleitung kennen gelernt.

Mein Eintreffen erfolgte wohl gerade noch rechtzeitig. Es gelang mir nur ein paar Schritte hinter mich zu bringen als Salvai mir aus dem Stall bereits entgegenkam. Ob er lange gewartet hatte? Ob er bereits angenommen hatte mich nicht mehr anzutreffen? Falls etwas davon zutraf lies er sich davon nichts anmerken. Bester Stimmung grüßte er mich. Und er war nicht alleine. Hinter ihm folgte eine hellhaarige Schönheit, welche mich aufmerksam aus wachen Augen musterte. Alleine die Art und Weise wie sie sich hielt und bewegte sagte mir, dass sie den Degen an ihrer Hüfte nicht nur zur Schau trug. Ob sie die Schwertkämpferin war, welche der Braunhaarige angepriesen hatte? Interessant. Äußerst interessant. Frauen auf dem Schlachtfeld waren unter den Menschen in den meisten Kreisen eine Seltenheit. „Salvai!“, erwiderte ich nicht weniger gut gelaunt. „Die Freude ist ga…“ „ANNA!“, unterbrach ein Ruf aus Richtung des Haupthauses meine angefangene Begrüßung. Ein Blick in eben jene Richtung offenbarte Viktoria, welche wohl bereits gerufen hatte noch ehe die Türe gänzlich geöffnet gewesen war, da sie in diesem Moment erst heraustrat. Da sich der Trubel des Tages gelegt hatte fielt ihr Blick auch sofort auf uns. Fröhlich winkte sie uns zu, machte jedoch keinerlei Anstalten sich zu uns zu begeben oder sich weiter in unser Gespräch zu mischen.

Ehe ich meinerseits die Gelegenheit bekam ihren Gruß mit mehr als einem Nicken zu erwidern kam hinter einem der Seitengebäude ein blondes Mädchen von etwa 10 Jahren hervorgelaufen. Ohne uns groß Beachtung zu schenken überquerte sie den Hof und verschwand mit Viktoria im Inneren des Hauses. „Die Freude ist ganz meinerseits“, nahm ich schließlich den Faden amüsiert wieder auf während ich die letzten Schritte zu den beiden hinter mich brachte. „Wie ich sehe habt Ihr im Gegensatz zu mir eine Begleitung an Eurer Seite. Ich kann nur hoffen auf mich alleine gestellt, genug für Euch zu sein.“ Nachdem ich den suchenden Blick aus goldenen Augen bemerkt hatte, konnte ich mir diese kleine Spitze nicht versagen. Mich direkt an die Dame wendend griff ich langsam nach ihrer Hand, wogegen sie nichts einzuwenden zu haben schien. „Der Name ist Viren“, stellte ich mich vor. Dies war Ihr offensichtlich bereits bekannt, doch der Anstand verlangte nach einer Vorstellung beim ersten Treffen. „Ich nehme an, bei Euch handelt es sich um das Licht in Salvais Leben“, mutmaßte ich aufgrund des Verlobungsringes an ihrem Finger. Ich verbeugte mich, deutete einen Kuss auf ihren Handrücken an ehe ich mich ruhig wieder aufrichtete und ihre Hand dabei freigab.

Salvai
Er blieb nun bei Viren stehen und grinste breit, als er seinen Namen hörte, wurde allerdings abgelenkt als eine weibliche, laute Stimme die ihm bekannt war über den Hof hallte. Es war das blonde Mädchen welche mit ihnen ihr Schauspiel vervollständigt hatte, grüßend hob er eine Hand bevor sie zusammen mit einem angelaufenen Mädchen zurück in das Haus gingen. Seine Aufmerksamkeit lag dann allerdings wieder ziemlich schnell auf Viren und seine nicht vorhandene Begleitung, dessen suchender Blick der Barde auch gleich kommentierte. "Macht Euch da keine Sorgen mein Freund, wobei, nun dürft Ihr vielleicht eine doppelte Portion essen." Ging er daher scherzhaft darauf ein, das mit der doppelten Portion war auch eher dahergesagt, da Veira grundsätzlich immer mehr kochte als an dem Abend auch gegessen wird. Die Reste gab es dann immer an den nächsten Tagen, sparte Arbeitsaufwand.

Lissie war neben ihm stehen geblieben und hatte noch nicht das Wort erhoben, erst als Viren nach ihrer Hand ergriff um sich gebürtig vorzustellen schenkte sie ihm ein aufrichtiges Lächeln. Vermutlich war es für sie etwas ungewohnt so eine Geste zu erhalten, hatte sie immerhin nun jahrelang wie eine einfache Bürgerliche gelebt - war Salvai lediglich der einzige der solche Gesten noch vollführte. Zumindsest verschaffte sich Viren dadurch einen guten, ersten Eindruck. Der schwarzhaarige deutete eine leichte Verbeugung an und lies ihre Hand schließlich wieder los, sie errötete nicht wegen der Berührung sondern aufgrund seiner Worte bezogen auf Salvai. "Ich hoffe doch das Ihr da richtig liegt." Meinte sie dann auch gleich lachend, wobei sie nun etwas verschmitzt grinste. Dann erst nahm sie nun elegant ihre Hände an beiden Seiten des Kleides, um einen kleinen Knicks zu vollführen und dabei die Rockhälften leicht hochzuheben. Immerhin hatte sich Viren doch sehr galant vorgestellt, vermutlich erkannte man an der geübten Bewegung durchaus das sie dies nicht zum ersten Mal machte. "Es freut mich sehr Eure Bekanntschaft zu machen, Lissandra Hastingard. Ihr könnt mich allerdings Lissie nennen, wenn Ihr möchtet." Stellte sie sich dann vor, bevor sie auch schon nach wenigen Sekunden wieder die gewohnte, gerade Haltung einnahm. Die vielen Titel lies sie natürlich weg, ihr Nachname war lediglich nur in ihrer Heimat bekannt weshalb sie hier, weit entfernt ihn auch nicht abgelegt hatte. Der matte, silberne Ring an ihrem Finger zeigte von Schlichtheit, war allerdings mit sehr winzigen Gravierungen geprägt. Den Ring welcher Salvais Vater ihm vererbt hatte, weshalb er vor allem einen ziemlich hohen emotionalen Wert hatte.

Der braunhaarige legte einen Arm leicht um ihre Taille, als sie sich Viren vorgestellt hatte. Dabei hob er nun eine Augenbraue, "Ich will doch schwer hoffen das du weißt, dass du mein Licht in der Dunkelheit bist." Erwiderte er dann einfach gut gelaunt, wäre Viren nicht dabei - würde er das Gespräch natürlich in eine flirtende Richtung bewegen. Aber er wollte seinem neu gewonnenen Freund nicht zu viel von ihrem Geplänkel zumuten, weshalb er Lissie nur einen kurzen aber vielsagenden Blick zuwarf. Blickte reichten bei den beiden ziemlich gut aus um zu wissen, was der andere von einem wollte. "Hätte es sich bei Eurer Begleitung ebenfalls um euer Licht gehandelt?" Erkundigte Lissie sich daher einfach, sie war neugierig und das merkte man. Hinter der Frage steckte allerdings nichts böswilliges, sie war nur generell ziemlich offen.

Salvais Bemerkung mochte scherzhaft klingen, doch wenn seine Truppe ihm ähnlich war, würde sie ihre Gäste mit mehr Essen bewirten als sie sich eigentlich leisten konnten. Nicht in dem zwanghaften Versuch einen guten Eindruck zu erwecken, sondern aus reiner Freundlichkeit. Welcher gute Gastgeber beendete das Mahl noch während seine Gäste nicht gesättigt waren? Ich würde noch früh genug in Erfahrung bringen ob ich mit meiner Annahme richtig lag. Für den Moment lag meine Aufmerksamkeit auf Salvais Verlobter, deren Wangen sich plötzlich in einem leichten Rot färbten. Der Handkuss? Oder meine Annahme? Sie überspielte ihre Verlegenheit jedoch mit einem verschmitzten Lächeln. Sympathisch. Ihr Name sagte mir eben so wenig wie der Salvais, was jedoch keine Überraschung war. Immerhin fand ich mich hier noch immer erst zurecht. Wenigstens hatte mir mein Nachmittag an der Seite des rothaarigen Lords ein wenig Einblick in die aktuell herrschenden Machtverhältnisse ermöglicht. Die geübten Bewegungen der Grünhaarigen verdeutlichten mir, dass sie nicht nur versuchte mein Benehmen zu spiegeln, sondern eine derartige Vorstellung gewöhnt war. Interessant. Salvai hatte erwähnt, dass die beiden erst vor wenigen Monaten den Schaustellern beigetreten waren. Vielleicht würde sich mir noch die Möglichkeit bieten herauszufinden, wie sie zuvor gelebt hatten. Aber alles zu seiner Zeit.

Ja, alles zu seiner Zeit. Der Blick, welcher zwischen den beiden getauscht wurde sprach von einer Bindung, welche über Jahre hinweg gestärkt wurde. Blindes Vertrauen. Wortlose Kommunikation … Und eine sexuelle Komponente über welche ich beschloss hinwegzusehen … für den Moment. Und dies war nur das, was ich als Außenstehender herauszulesen vermochte. Lissandras Gegenfrage traf mich unvorbereitet. Was war Vitas für mich? „Mein Licht“, wiederholte ich leise während mein Blick an den beiden vorbei glitt. Obwohl der Weißhaarige nicht hier war, vermochte ich ihn deutlich einige Schritte hinter den beiden stehen zu sehen. Vitas war das und so viel mehr. Mein Anker. Mein Fels in der Brandung. Der Mittelpunkt meines Daseins. Er befand sich an meiner Seite soweit meine Erinnerung zurückreichte. Ich konnte der Grünhaarigen unmöglich mit Worten vermitteln was er für mich bedeutete. Vielleicht sprach mein Gesichtsausdruck alleine in diesem Moment jedoch deutlicher als ich es jemals gekonnt hätte. „Ja“, versuchte ich mich dennoch an einer verbalen Antwort während ich meinen Blick wieder fokussierte, ihn erneut auf Lissandra richtete. „Er ist mein Licht … und so viel mehr. Jedoch ohne das romantische Element, welches unverkennbar ein Bestandteil eurer Beziehung ist.“ Ich könnte so viel mehr sagen. Doch wären weder die richtigen Worte dabei, noch wären es genügend davon. Also beschränkte ich mich auf diese kurze Antwort, musste mich darauf verlassen, dass meine Stimme wenigstens einen Teil meiner Gefühlte transportierte.

„Ich bitte um Entschuldigung, falls ich Eure Frage nicht ausreichend beantwortet habe. Doch fehlen selbst mir in diesem Fall die Worte um die Natur unserer Beziehung korrekt wiederzugeben.“ War ich zu offen? Möglicherweise. Doch so oft ich mich Lug und Trug bediente um uns zu schützen, meine Verbindung zu Vitas würde ich niemals leugnen. „Unter Umständen bietet sich Euch die Gelegenheit selbst seine Bekanntschaft zu machen. Dies wird Euch mehr vermitteln als Worte es je könnten. Und um diese Umstände zu fördern hat Euer Verlobter mir ein Abendessen in unvergleichlicher Gesellschaft versprochen.“ Nun gut, das mochte seine Worte etwas sehr frei auslegen aber Salvai hatte derart überzeugt von seinen Leuten geklungen, dass mir diese kleine Interpretation verziehen sei. Mit einem herausfordernden Lächeln zuckte mein Blick zu dem Braunhaarige. Ich griff nach der Lyra und schlug die ersten Töne eines Trinkliedes an, welches ich hier aufgeschnappt hatte. „Bisher hat er sein Wort vollumfänglich gehalten“, fuhr ich mit einem anerkennenden Nicken in Richtung Lissandra gut gelaunt fort, während ich mich in Richtung des Weges wandte, welchen ich eben erst entlang gekommen war um den beiden zu signalisieren, dass wir uns unterwegs weiter unterhalten konnten. „Ich erwarte voller Vorfreude, das bevorstehende Treffen.“