Name:
Cynn Nightcrest, eigentlich Cynthia (beziehungsweise Cynthia Duskblood) aber niemand außer der Hexenmutter hat sie jemals mit ihrem vollen Namen angesprochen. Innerhalb der Zirkel nennt man sie hin und wieder auch den Silbernen Schatten oder Doras Schatten.

Alter:
rein körperlich 25, tatsächlich um die 500
Rasse:
Amaranthhexe – in der Welt, aus der Cynn stammt, gibt es zwei Arten von Hexen: die Caeliahexen, welche für ihre Heilkünste und Güte bekannt sind, und die in drei Fraktionen geteilten Amaranthhexen, die sich – Vampiren nicht unähnlich – von menschlichem Blut ernähren und dank ihrer rücksichtslosen Brutalität gefürchtet werden. Sie teilen sich in die drei Zirkel Dawn, Dusk und Night auf. Cynn gehört offiziell letzteren an.
Geschlecht:
Biologisch gesehen weiblich, allerdings hat Cynn selbst nicht wirklich viel Bindung zu ihrem Geschlecht. Es ist ihr an sich ziemlich egal, als was man sie sieht, solange man Respekt vor ihr hat. (Im Laufe dieses Steckbriefs und auch generell wird Cynn als „sie“ bezeichnet, allerdings ist anzumerken, dass sie sich im modernen Sinne vermutlich als nicht-binär einstufen würde. Sie ist als Pronomen allerdings in Ordnung.)

Aussehen:
Physische Merkmale: Cynn ist umwerfend, wenn man ihren Charakter ignorieren kann. Und die Tatsache, dass „umwerfend“ impliziert, dass sie so gut wie jeden, der ihr begegnet aufschlitzt. Das wohl Auffälligste an ihr ist das, was sie mit allen anderen Amaranthhexen gemeinsam hat: Sie hat magisch ausfahrbare, eiserne Krallen, die sie präferiert nutzt, um ihren Gegnern den Gar auszumachen. In eingefahrener Form erscheinen sie wie metallisch lackierte Fingernägel, ausgefahren messen sie an die zehn Zentimeter. Diese metallischen Aspekte ziehen sich auch durch den Rest ihrer Erscheinung. Cynns Haar ist von einem funkelnden Silber. Sie trägt es etwa brustlang und für gewöhnlich zu einem Zopf gebunden, um es nicht im Weg zu haben, wenn sie Leute abmurkst. Ihre Augen hingegen haben einen stechenden Goldton, einem Raubtier nicht unähnlich. Wären sie nicht, würden die meisten Leute ihre Gesichtszüge wohl als ausgesprochen hübsch bezeichnen, allerdings sorgen sie tendenziell dafür, dass Cynns gefährliche Natur erkennbar ist. Mit ihrer durchschnittlichen Größe (1,65m) und ihren überdurchschnittlichen Kurven verbirgt sie ihre eigentliche Stärke. Aufgrund ihrer dunkelrot geschminkten Lippen und meist schwarzen Kleidung sticht ihre blasse Haut umso mehr heraus. Unter dem Stoff lassen sich viele alte Narben vom Training oder tatsächlichen Schlachten finden. Zwei besonders üble Narben hat sie übertätowieren lassen: An ihrer linken Schulter befindet sich nun das Sternbild des Drachen aus ihrer Heimatwelt, während sich an ihrer linken Hüfte eine Amaranthblüte finden lässt.
Kleidung: Cynns Kleidung hat eine Tendenz dazu, auf den ersten Blick praktisch, auf den zweiten Blick extravagant zu sein. Besonders während der letzten Schlacht hat sie auf Wunsch der Hexenmutter die zeremonielle Rüstung des Nightzirkels angelegt. Eine schwarze Hose aus einem lederähnlichen, atmungsaktiven Material, hohe, schwarze Stiefel, ein leicht durchscheinendes Oberteil, das zum Schutz ihrer Haut dient und eine leichte Rüstung aus demselben Material wie ihre Hose, sowie ein bodenlanger, blutroter Umhang. An ihrem Gürtel befindet sich ihr geliebtes Schwert, Abraxos, das Cynn verwendet, falls ihr Gegner nicht in Reichweite ihrer Klauen ist. Durch die Schlacht ist alles ein wenig mitgenommen, jedoch noch in einem erstaunlich guten Zustand.
besondere Merkmale:
Wie alle Amaranthhexen hat Cynn tintenblaues Blut, was sie als solche identifizierbar macht, wenn sie im Kampf verletzt werden sollte.

Charakter: rechtschaffen böse / kann hin und wieder ins neutral böse kippen
Herzlos, grausam, stolz und bedingungslos loyal. Diese vier Charakterzüge werden den Hexen des Nightzirkels von Geburt an eingerichtet und anerzogen. So auch Cynn. Zugebenermaßen berechtigt hat sie eine gewisse Tendenz, alles mit einer Prise Hochmut zu tun. Allerdings sollte man diesen Stolz nicht mit Leichtsinn verwechseln. Es waren ihr Ehrgeiz, ihre List, ihre gnadenlose und kalkulierende Art, die sie in den Rängen aufsteigen ließ. Im Krieg rettete Cynns umwerfendes Talent mit dem Schwert und ihren Krallen ihr das Leben und machte sie zu Doras Schatten. Sie ist die rechte Hand neben dem Thron, die stets die Augen und Ohren offenhält und bereit ist, ihre Feinde notfalls mit Gewalt zum Schweigen zu bringen. Gegenüber anderen Hexen und besonders Menschen war sie schon immer misstrauisch. Jedoch muss man Cynn anrechnen, dass sie selten die Geduld verliert und ihre Entscheidungen wohlüberlegt trifft. In ihren eigenen Augen tut sie, was nötig ist, um ihrer Familie zu dienen und sie an die Spitze zu bringen. Zugebenermaßen wäre sie selbst eine hervorragende Anführerin, wenn sie auch viel von anderen abverlangt und selten zufrieden ist. Trotz dieser Ernsthaftigkeit lässt sie sich hin und wieder auch gerne zu einem kleinen Spiel hinreißen, kann erstaunlich gut flirten, wenn es darum geht, ihre Opfer abzulenken, bevor sie kurzen Prozess mit ihnen macht.
Es mag auf den ersten Blick nicht so wirken, doch sie ist unglaublich fair – außer, es geht um ihre Brettspiele. Lässt sie jemanden näher an sich heran, kann sie durchaus eine gute Freundin sein, wenn man mit ihrer sarkastischen Art und spitzen Zunge zurechtkommt. Die Seite von sich, die wohl nur Dora und Cynns Mutter kennen, ist ebenso selbstbewusst und unverschämt wie ihr übliches Selbst, zeigt allerdings auf ihre eigene, etwas überforderte und verquere Weise ihre Zuneigung.
Jedoch hat auch Cynn ihre Fehler, ihre Schwächen. Ihr Stolz und Unabhängigkeitswille waren schon immer größer als ihre Treue. Sie kann enorm schnell eifersüchtig auf andere werden. Cynn weiß, dass sie gut ist, dass sie eine gute Anführerin ist und unter anderen Umständen mehr sein könnte als eine rechte Hand. Sie ist eigenwillig, nachtragend und launisch. Aus genau diesem Grund und ihrem Wunsch, endlich Anerkennung und Respekt zu bekommen, hat Cynn die Angewohnheit, alles zu hinterfragen, was man von ihr verlangt, und – in Extremsituationen – Befehlen entgegen zu handeln, um ihren eigenen Willen durchzusetzen.

Stärken/Schwächen:
+ Cynn kann problemlos mit ihrem Schwert umgehen, ebenso mit ihren magisch ausfahrbaren Krallen
+ Ausdauernd, durch jahrhundertelanges Training entwickelte hohe Schmerztoleranz (sie fühlt die Schmerzen natürlich noch immer, hält sie nur aus Gewohnheit eher aus als der Durchschnitt)
+ Dank ihrer Hexengene hat sie weitaus feinere Sinne und eine höhere Reaktionsfähigkeit als Menschen
+ Aufgrund ihrer Position und Ansichten ist sie eine erstaunlich gute Lügnerin.
+ Ihr strategisches Wissen hat dazu geführt, dass Cynn erstaunlich viel Freude an Brettspielen jeder Art hat – hauptsächlich, weil sie sie gewinnt und verdammt gut in ihnen ist.
+ Zwar trinkt Cynn primär Blut, um zu überleben, allerdings verpasst es ihr auch einen gewissen Stärkeschub, sodass sie sich die erste Stunde nach dem Trinken bedeutend energiegeladener fühlt.
- Cynn hat durch ihr Kriegstrauma einen sehr leichten und unruhigen Schlaf, was in Kombination mit ihrer dauerhaften Anspannung dazu führt, dass sie kaum Ruhe findet und häufig müde ist.
- Laute und plötzliche Geräusche sind für sie aufgrund ihrer feineren Ohren unerträglich und können sie schnell aus der Bahn werfen oder traumatische Erinnerungen hervorbringen.
- Cynn hat eine irrationale Angst vor Motten, ebenso wie Klaustrophobie.
- Empathie ist grundsätzlich ein Fremdwort für sie. Sie kann weder mit ihren eigenen Emotionen umgehen noch mit denen von anderen.
- Cynn setzt ihr gesamtes Umfeld, einschließlich sich selbst, unter absoluten Leistungsdruck. Sie ist nie ganz mit sich selbst und anderen zufrieden, wodurch sie über das Ziel hinausschießt oder sich unnötig verausgabt.
- Aufgrund ihrer nachtragenden und misstrauischen Art lässt sie sich nicht helfen und verurteilt andere schnell voreilig, was hin und wieder dazu führt, dass sie ihre Gegner falsch einschätzt.
- Als Amaranthhexe braucht Cynn Blut, um zu überleben, weshalb der Geruch oder Anblick davon sie leicht instinktgetrieben und unvorsichtig handeln lässt, vor allem, wenn sie es dringend benötigt.
- Amaranthhexen können die Berührung von Obsidian, besonders über einen längeren Zeitraum, nicht ertragen. Je mehr von dem Stein direkten Kontakt mit Cynns Haut hat, umso schlimmer werden die Schmerzen, die als leichtes Jucken anfangen können, sich aber bis zu dem Gefühl bei lebendigem Leibe verbrannt zu werden, steigern.
- Cynn ist nicht nur schnell eifersüchtig auf Personen, sie ist auch noch besitzergreifend und rechthaberisch. Ihr extremer Fokus auf die Dinge, die sie als ihr Eigentum sieht, macht sie äußerst aggressiv, wenn diese einfach so berührt werden. Besonders stark prägt er sich bei der Sternenkrone aus, die sie nicht aus den Augen lässt. Würde jemand auch nur versuchen, sie anzufassen, würde sie vermutlich alles stehen und liegen lassen, um die Person bei lebendigem Leibe zu rösten.

Vorlieben/Abneigungen/Wünsche/Ängste:
Obwohl Cynn selten die Zeit dazu findet, genießt sie hin und wieder ein gutes Buch oder mit jemandem zu spielen – sei es nun in der Realität oder auf einem Brett. Hauptsache, sie kann jemanden schlagen und davor ein bisschen mit ihrer Psyche spielen. Generell lässt sich wohl sagen, dass Cynn ihr Umfeld gern in Angst versetzt.
Sie präferiert ruhige, etwas abgelegenere Orte überfüllten und belebten Plätzen. Die Hexe ist gerne ungebunden und kann es absolut nicht ausstehen, Vorschriften befolgen zu müssen, auch wenn sie sich unter Umständen beugt. Cynn liebt es, draußen zu sein, am liebsten an abgeschotteten, wilden Orten, an denen sie sich vollkommen unbeherrscht fühlen kann. Ganz gleich zu welcher Tageszeit und welchem Wetter – man könnte sogar sagen, dass sie lieber durch einen Sturm rennt als in der Sonne zu verglühen.
Am Glücklichsten ist sie eigentlich immer, wenn sie trainieren kann oder gemeinsam mit Dora auf einem Auftrag ist – oder besser gesagt war sie das. Generell fühlt sie sich wohl, wenn sie ihre eigenen Entscheidungen treffen und sich in einer gewissen Form überlegen fühlen kann. Jedoch hat sie auch nie etwas dagegen, jemandem mit Rückgrat zu begegnen, der ihr Leben ein wenig aufmischt, statt blind zu kriechen.
Trotz ihrer unterkühlten Art hat Cynn ein kleines Herz für Kinder, da sie weiß, wie wertvoll diese für die Hexen sind.
Sie will ihre eigene Herrin sein und sich von niemandem etwas sagen lassen. Sie will ihr eigenes Vermächtnis, will in die Geschichte eingehen.
Während sie sinnloser Gewalt nicht so viel abgewinnen kann wie andere Amaranthhexen, sieht sie kein Problem mit etwas Rache. Worin sie allerdings ein Problem sieht, ist Verantwortungslosigkeit, heuchlerisches Verhalten oder Schwäche.
Cynn hat wenig übrig für unnötigen Schnickschnack oder nicht belegbaren Glauben, es sei denn, es verschafft ihr einen belegbaren Vorteil. Wer allerdings ihre Sachen anfasst, kann sich von seinen Fingern verabschieden.
Aus reiner Emotion zu handeln ist ihr vollkommen zuwider.
Etwas, das sie niemals freiwillig zugeben würde, sind wohl ihre Ängste. Cynn mag mit Gewalt, Tod und Abscheu leben können, doch Machtlosigkeit und vollkommene Hilflosigkeit sind Zustände, die sie in absolute Panik versetzen würden. Wer sie wirklich fertigmachen will, muss sie einsperren, ihr jede Möglichkeit, den Himmel zu sehen, nehmen. Alternativ könnte man sie auch in einen Raum voller Motten sperren, denn obwohl Cynn rein rational weiß, dass ihr rein gar nichts passieren wird, machen die Viecher ihr irgendwie Angst.

Fähigkeiten:
Als Amaranthhexe kann Cynn nicht nur ihre Krallen ein- und ausfahren. Sie altert seit ihrem 18. Lebensjahr nur noch sehr langsam und behält ihre jugendliche Stärke und Agilität bei.
Ebenso ist sie in der Lage, durch das Trinken von Blut stärker zu werden. Wie die meisten ihrer Art nimmt sie sich dieses Blut einfach und lässt die Person danach sterben, jedoch könnte sie – wenn sie wollte – einen Pakt mit jemandem eingehen. Im Austausch gegen Blut und die damit einhergehende Macht könnte sie sich an eine Person binden, wodurch diese eine gewisse Macht über sie hätte.
/ Die Sternenkrone: / Zwar verlor die Sternenkrone nach der Abspaltung der Amaranthzirkel ihre Macht, alle Hexen zusammenzuführen und ihnen Gehorsam abzuverlangen, doch noch immer strahlt sie eine Aura von Macht aus, die von den meisten Lebewesen erspürt wird.

Familie:
Isra Duskblood: Cynns Leibliche Mutter, der sie vom Nightzirkel geraubt wurde. Sie war die Hexenmutter des Duskzirkels, bis Cynn sie ermordete.
Sorien Nightcrest: Cynn wurde in ihre Obhut gegeben, nachdem man sie dem Duskzirkel entrissen hatte. Sie war eine Hexe des Nightzirkels und fiel während der ersten großen Schlacht.
Cadral Bluebough: Wie die meisten Hexen kennt Cynn ihren Vater nicht. Er war ein gewöhnlicher Mensch, den Isra benötigte, um ein Kind zu zeugen, mehr nicht. Inzwischen ist er lange tot.

Vorgeschichte:
Cynthia wuchs im Nightzirkel auf, dem Zirkel, der besonders für seine tödlichen Paktschlüsse bekannt war. Anders als viele Hexen dieses Zirkels allerdings war sie, denen des Duskzirkels ähnlich, schon immer mehr Kriegerin.
Mit ihren Mithexen zusammen lernte sie von klein auf, zu kämpfen und andere in die Irre zu führen. Von den anderen Zirkeln hielten sie sich stets fern, da die Amaranthzirkel noch nie Freunde gewesen waren. Cynn hatte oft das Gefühl, dass die Hexenmutter sie mit weitaus schärferen Augen beurteilte, als alle anderen, schob es allerdings auf ihre Tendenz, Dinge zu hinterfragen, anstatt blind Befehle auszuführen.
Mit siebzehn beging sie ihren ersten Mord und erhielt den zeremoniellen Hexenumhang und ihr Schwert Abraxos, benannt nach dem Drachensternbild, das in dieser Nacht am Himmel stand. Aufgrund dieser Glanzleistung, ihres Ausnahmetalents beim Training und ihrer Intelligenz wurde Cynn gestattet, Seite an Seite mit der gleichaltrigen Tochter und Erbin der Hexenmutter, Dora, zu lernen.
Schnell wurden die beiden zu unzertrennlichen Freundinnen. Sie waren einander ebenbürtig wie niemandem sonst im Zirkel. Beide waren exzellente Kriegerinnen, talentierte und gerissene Rednerinnen und, am wichtigsten für sie beide, verbrachten am liebsten all ihre Freizeit damit, durch das Gebiet des Zirkels zu streifen und es zu erkunden. Ehe sie es sich richtig versahen, waren die beiden ein heimlichen Paar – auch wenn es eine ganze Weile dauerte, bis sie es zugaben.
Als Cynn und Dora ihr hundertfünfzigstes Lebensjahr erreichten, schlossen die Zirkelmütter einer Allianz ab. Seit Hexen gedenken hatte eine Rivalität zwischen den Caeliahexen und Amaranthhexen geherrscht, da die Sternenkrone – das heilige Artefakt der Hexen – sich im Besitz von ersteren befand, letztere die friedvolle Art ihrer Schwestern jedoch aufs Tiefste verachteten.
So begann der große Hexenkrieg und Cynn und Dora, beide gefürchtete Strategen und Kriegerinnen, befanden sich mittendrin.
Viele Hexen ließen ihr Leben, auf beiden Seiten. Auch Cynns Mutter Sorien fiel in einer der ersten und brutalsten Schlachten.
Cynns Titel, Doras Schatten, findet hier seinen Ursprung. Wann immer jemand es wagte, die Erbin des Nightzirkels anzugreifen, war ihre rechte Hand zur Stelle, um die Närrin zur Strecke zu bringen. Doch zugleich wurde hier die Saat für Cynns Untergang gesät. Während die Hexenmutter und die anderen Zirkel Dora bejubelten und für ihre Taten auf dem Schlachtfeld ehrten, erhielt Cynn kaum mehr als ein Lob für ihre Loyalität gegenüber ihrer Herrin und Freundin. Es zwar beinahe, als würde die Hexenmutter sie bewusst vom Rampenlicht fernhalten.
Sie war und blieb der Schatten einer künftigen Königin, die rechte Hand, die all ihre Feinde zu Boden streckte, aber keinen eigenen Willen hatte.
Es vergingen Jahrhunderte, in denen Cynn und Dora Seite an Seite die Armeen der Caeliahexen zurückdrängten, bis die Amaranthhexen die Mauern von Crochan, der Caeliahauptstadt, erreichten. Dort fand die bis zu diesem Zeitpunkt blutigste Schlacht statt, sodass beide Seiten sich bei Einbruch der Dunkelheit zurückziehen mussten. Es war in dieser Nacht, in dem die Hexenmutter den beiden ihren Plan unterbreitete, die beiden anderen Hexenmütter auszuschalten und den Nightzirkel zum einzig herrschenden Zirkel zu machen.
Im Schutze der Dunkelheit sollte Dora mit einer Gruppe anderer Amaranthhexen in die Stadt eindringen, während Cynn bei der Hexenmutter bleiben und ihr helfen sollte, die Dusk- und Dawnmutter zu töten. Trotz Cynns Zweifeln stimmte Dora zu, nicht ohne ihr zu versprechen, dass alles gut werden und sie mit der Krönung darauf warten würde, sie wieder an ihrer Seite zu haben.
Kaum war Dora mit ihrer Truppe abgereist, brachen die Hexenmutter und Cynn auf. Die Dawnmutter war schnell ausgeschaltet, Cynn tötete sie im Schlaf, in dem Wissen, dass ihre Erbin Teil von Doras Truppe war und Crochan nicht lebend verlassen würde.
Als sie jedoch das Zelt der Duskmutter betraten, erwartete sie sie bereits und bat Cynn, ihr zuzuhören. Sie nannte sie „mein Kind“ und versuchte, sie zu beschwichtigen. Die Mutter des Nightzirkels aber erinnerte sie an ihre Befehle und nach einem kurzen Zögern gehorchte Cynn und durchbohrte die Duskmutter mit ihrem Schwert. Diese leistete keine Gegenwehr. Etwas daran erschien ihr falsch, doch Cynn tat es für Dora, für ihre Zukunft, für ihre Liebe.
Kaum hatte die Duskmutter ihren letzten Atem ausgehaucht, begann die Nightmutter, Cynn zu verspotten. Es war in diesem Moment, in dem sie ihr die Wahrheit offenbarte: Dass Cynn nicht die Tochter Soriens, sondern dem Duskzirkel geraubt worden war, als sie kaum mehr war als ein Baby. Der Grund für das Misstrauen und die Abneigung gegenüber der Beziehung mit Dora war, dass es sich bei Cynthia um die Tochter Isra Duskbloods handelte – nun, da ihre Mutter durch ihre eigenen Hände gestorben war, die neue Hexenmutter des Duskzirkels.
Cynn verstand nur einen Teil davon, bevor sie begriff, was sie getan hatte. Nachdem die Nightmutter sie dazu gebracht hatte, ihre eigene Mutter zu töten, war sie die nächste.
Sie würde in Ungnade gefallen sterben. Sie würde niemals mehr sein, als Doras Schatten, Doras Geliebte und Sklavin, die ihre Feinde ausgeschaltet hatte, während sie sich zur Königin aller Hexen krönte. Ihre Wut übernahm die Überhand. Jahre, Jahrzehnte, ihr gesamtes Leben lang war sie gebunden gewesen, war nie frei gewesen.
Und so wurde sie vom Schatten zur Verräterin.
Cynn weiß nicht mehr, wie es ihr gelang, doch in ihrem Anfall von Wut und Abscheu tötete die Hexenmutter des Nightzirkels. Sie tat es langsam, grausam und schmerzhaft. Nur eine halbe Stunde später traf sie blutüberströmt an den Thoren des Palastes von Crochan ein. Dora und die anderen Hexen hatten ganze Arbeit geleistet und jede Caeliahexe, die ihnen in den Weg getreten war, ausgeschaltet. Auf dem Weg in den Thronsaal fand Cynn auch die anderen Hexen vor, die Dora selbst getötet hatte, um den Nightzirkel an die Spitze zu treiben. Unter ihnen waren auch viele Duskhexen, Frauen und Mädchen, die sie stets nur als Feinde gesehen hatte.
Im Thronsaal fanden die beiden Geliebten sich wieder, als die Sternenkrone vom Haupt der toten Königin vor Cynns Füße rollte. Sie hob sie auf, sah zu Dora, die zuerst erfreut reagierte und dann erschrocken nach ihrer Mutter fragte. Cynn antwortete ihr erst nach einer Weile, erzählte, dass sie tot war. Dass Dora die neue Nightmutter war. Sie wirkte erschrocken, ehrlich betroffen, bevor sie die Schultern straffte und die Bürde auf sich nahm. Als sie Cynn dann jedoch bat, ihr die Krone zu geben und zu ihr zu kommen, fragte diese sie nur, ob sie gewusst hatte, was sie war. Ob ihre Liebste wusste, wen sie durch Liebe an sich gebunden hatte.
Dora starrte sie einige Sekunden lang nur an. Dann griff sie schlagartig an. Ein Kampf brach aus, zwischen Gleichgesinnten und Geliebten. Ein Kampf, der sie beide sowohl körperlich als auch emotional zerstörte. Keine von beiden konnte sagen, wie lange er genau andauerte, nur, dass jede die andere tödlich verletzte.
Letzten Endes war es jedoch Dora, die die Oberhand gewann und Cynns Kopf gegen einen Stein schmetterte. Als sie sich abwandte und nach der Krone griff, flüsterte sie noch, dass sie ihr weiches Herz verfluchte und ihr einen schnellen Tod wünschte.
Kurz bevor die Krone Doras Haar berührte, durchstießen Cynns Klauen ihren Hals und sie riss ihr die Krone aus der Hand. Die Ohnmacht hatte nicht lange genug angedauert. Verletzt, blutüberströmt, unter Tränen und voller Wut stieß sie sie weg und krönte sich im Augenblick von Doras Tod zur Königin der Hexen.
Eine Lichtexplosion erschütterte das Schlachtfeld und zerstörte die Stadt, ehe die aufgehende Sonne sich verdunkelte. Doch noch ehe Cynn oder sonst jemand ganz verstehen konnte, was vor sich ging, verschwand sie einfach. Sie und die Sternenkrone.