Name: Sir Silvanus var Aaravos
Rufname: Silas
Alter: 71 Jahre

Rasse: Halbmensch
Geschlecht: männlich
Größe: 1,94 m

Aussehen:
Silas ist ein Mann mit breitem Gesicht, starkem Kinn und gebräunter von Narben überzogener Haut. Die auffälligste Narbe zieht sich über den Rücken seiner langen, geraden Nase. Jahrelanges Training formten einen muskulösen, breiten Körper. Sowohl Bart als auch die bevorzugt in einem Undercut getragenen schwarzen Haare sind von weißen Strähnen durchzogen. Seine braunen Augen wirken beinahe schwarz und solange er nicht in eine Auseinandersetzung gerät liegt ein sanfter Ausdruck in ihnen.

Zum Zeitpunkt seines Übertritts ins Castle trägt Silas unter seiner Rüstung ein dunkelgrünes, hautenges, ärmelloses Shirt und schwarze Cargo-Hosen, sowie gleichfarbige Stiefel und fingerlose Handschuhe.

besondere Merkmale:
Silas hat in jungen Jahren seinen rechten Arm in einem Kampf eingebüßt, woraufhin dieser durch eine Prothese ersetzt wurde.

Charakter:
Silas war ein nervöses Kind, welches immer versuchte es allen recht zu machen und dadurch allerdings niemandes Erwartungen erfüllte. Diese Nervosität sorgte dafür, dass er sich ungeschickt und seltsam verhielt was ihn wiederum noch nervöser machte. Ein Teufelskreis, den erst seine heutige Frau durchbrach. Eri gab ihm eine nahezu unerschütterliche innere Ruhe, welche sein Leben in vielen Punkten gänzlich änderte. Heute ist er ein ruhiger, wenn auch etwas chaotischer Charakter, welcher selten laut wird und sich in starkem Gegensatz zu seinem Kindheitstraum nicht gerne über länger Zeit im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit befindet. Dies änderte jedoch nichts an dem Kern seines Charakters. Silas lebt in der festen Ansicht, dass es die Pflicht der Starken ist diejenigen zu schützen, welche selbst nicht dazu in der Lage sind. Er ist ein Beschützer, welcher seine Fähigkeiten dafür einsetzt eine stabile und sichere Zukunft für seine Heimat und seine Familie zu sichern. Im Gegensatz zu seinen jungen Jahren nun jedoch im Hintergrund und nicht mehr im Rampenlicht. Sein Leben hat ihn gelehrt, dass anderen zu helfen wichtiger ist als Ansehen dafür zu erhalten. Dennoch steht er nicht darüber von Zeit zu Zeit Anerkennung für seine Taten zu erhalten. Es fühlt sich gut an wertgeschätzt zu werden. Wieso verdiente Bewunderung also nicht annehmen? Silas ist jederzeit bereit anderen ein offenes Ohr zu leihen und wenn man ihm auf Augenhöhe begegnet ist er für vieles offen und sich nur für wenig zu schade.

Stärken/Schwächen:
+ Wird Silas eine Aufgabe übertragen, kann man sich sicher sein, dass diese zuverlässig ausgeführt wird.
+ Sich sowohl der Verantwortung bewusst, welche seine Natur mit sich bringt als auch derer welche ihm durch andere Pflichten übertragen wird, steht er für die Konsequenzen seines Handels gerade.
+ Silas wird nicht zögern, denjenigen die seinen Schutz benötigen diesen zu gewähren. Ganz gleich ob es sich bei diesen um Freunde oder Fremde handelt.

- Silas ist nicht wirklich begabt darin Dinge durch die Blume zu sagen, bringt es auf der anderen Seite aber nur schwer über sich seinem Gegenüber etwas mitzuteilen, das diesen verletzten wird.
- Magie ist etwas, dem Silas in seiner Welt noch nie begegnet ist.
- Das Leben innerhalb der Mauern von Elysium ist friedlich und erfüllt. Konzepte wie Diebstahl oder Gewalt, nur um der Gewalt willen sind Silas fremd. Dies lässt ihn in manchen Situationen durchaus naiv erscheinen.

Vorlieben:
• Von Kinderbeinen an so gut wie jeden Tag mit seinem Training beschäftigt, gehört dies für Silas zu seiner Routine ohne welche einfach etwas fehlt.
• Einem guten Tropfen ist er durchaus nicht abgeneigt
• Leben bedeutete Veränderung. Silas beobachtete gerne den Wechsel zwischen Tag und Nacht, sowie die damit einhergehenden Sonnenaufgänge und Sonnenuntergänge.

Abneigungen:
• Silas hält nicht viel von Heldengeschichten. Er weiß aus erster Hand, dass diese sogenannten Helden ebenso nur Menschen mit Gefühlen und Fehlern sind und der Druck unter welchen diese meist übertriebenen Geschichten und Erwartungen sie stellen ihnen in vielen Fällen mehr zu schaffen machen als die Gegner, welchen sie sich in diesen Erzählungen stellen.
• Grundsätzlich ist Silas nicht nachtragen aber Lügen sind etwas über das er nicht so einfach hinwegsehen kann.
• Stärke birgt Verantwortung. Seine Stärke zu nutzen um anderen zu Schaden zuzufügen anstatt ihnen zur Seite zu stehen, ist etwas das seinen ansonsten extrem belastbaren Geduldsfaden schnell reißen lässt.

Wünsche:
Silas‘ Wunsch für sich selbst ist niemals von seiner Frau getrennt zu werden. Etwas das für immer ein Traum bleiben wird. Sich dessen bewusst konzentriert er sich darauf seinen Teil für eine stabile Zukunft Elysiums beizutragen in welcher seine Familie in Sicherheit leben und deren Wünsche Realität werden lassen kann.

Ängste:
Silas fürchtet sich vor der Ungewissheit, welche die Zukunft birgt. Sein Ende wird nicht der Tod sein. Das wird seine Natur nicht zulassen. Davon ist er überzeugt. Doch was hält die Zukunft dann für ihn bereit? Und hält es das gleiche für seine Nachfahren bereit oder ist deren Blut bereits zu dünn? Fragen über Fragen, welche nur die so gefürchtete Zukunft beantworten kann. Das einzige was er mit Sicherheit sagen kann ist, dass Eri den Weg jedes Menschen gehen und sterben wird. Ihn zurücklassend. Seit ihrem ersten Treffen ist sie der Mittelpunkt seines Universums. Silas kann und will sich keine Zukunft ohne sie vorstellen. Doch ist dies eines der wenigen Dinge, welche mit Sicherheit eintreten werden und welches ihn nächtelang wachliegen lässt.

Familie:
Mutter: Ronnica (verstorben)
Frau: Erillia
Sohn: Carus
Tochter: Kyara
Enkel: Larien, Merylia, Regis


Fähigkeiten:

Elysische Abstammung
Menschen aus Elysium sind uns in vielen Punkten voraus, darunter Intelligenz, Stärke, Geschwindigkeit, Robustheit und Gesundheit.

Mit der Natur
Seit dem Erwachen seiner Kräfte ist Silas keiner Krankheit mehr erlegen. Darüber hinaus ist er in der Lage seine körperlichen Funktionen willkürlich zu steuern. Darunter fällt auch die sofortige Regeneration bei Verletzungen. Allerdings ist es ihm bis heute nicht gelungen die Schäden zu reparieren, welche seinem Körper vor dem Erwachen seiner Kräfte zugefügt wurden.

Lebe die Natur
Silas ist in der Lage die Lebensenergie anderer Wesen zu fühlen.

Elysische Technologie
Elysische Technologie erlaubt es unter anderem Gegenstände in ihre kleinsten Bestandteile zu zerlegen und wieder (neu) zusammenzusetzten. Die Steuerung erfolgt über Gehirnwellen, welche über das elysische Netzwerk auch die Kontrolle über weite Strecken hinweg ermöglicht. Über kurze Distanzen kann die Steuerung direkt erfolgen. KIs sind in der Lage ohne das Netzwerk mit sich selbst zu kommunizieren und telepathisch mit jenen Menschen auf welche sie kalibriert wurden. Silas Ausrüstung weist trotz ihres teils massiven Aussehen ein geringes Gewicht auf und schränkt Silas weder in seiner Bewegungsfreiheit ein noch verursacht sie bei Bewegung Geräusche. Die neueste elysische Technologie, welche seiner Ausrüstung zugrunde liegt, gilt als unzerstörbar in seiner Welt.

Künstlicher Arm
Der Arm, den Silas in einem Kampf einbüßte, wurde durch eine Proteste ersetzt. Sie beherbergt unter anderem Silas’ Rüstung, Schwert und Schild, wenn diese nicht in Gebrauch sind, sowie einen Arc-Reaktor. Letzterer ist in der Lage Silas‘ Ausrüstung aufzuladen solange diese nicht in Benutzung ist. Wird die Ausrüstung verwendet, leert sich deren Akku je nach Einsatz der Funktionen. [Energie geht ab Ende Sommer-Jahreszeit zur Neige.]

Rüstung
Im Alltag wird Silas’ Rüstung in seiner Prothese aufbewahrt. Wird sie benötigt, breitet sie sich innerhalb kürzester Zeit über seinen gesamten Körper aus. Die Rüstung besitzt einige Zusatzfunktionen, wie z.B. Beschleunigung, Tarnung und Nacht- oder Wärmesicht. Darüber hinaus erlaubt sie es ihrem Träger zu fliegen, sowie demjenigen der sie oder Teile von ihr trägt sich zu teleportieren. Die Teleportation erfolgt von einem beliebigen Startpunkt aus hin zu festgelegten Zielpunkten. [Als Zielpunkt im Castle ist nur Urbas oder Silas‘ Standort wählbar, Startpunkt von Mitreisenden muss bekannt sein.]

Schwert und Schild
Im Alltag wird sowohl Silas’ Anderthalbhänder als auch sein Schild in seiner Prothese aufbewahrt. Werden sie benötigt, nehmen sie innerhalb kürzester Zeit Form an. Sollten diese Gegenstände von Silas getrennt werden, können sie per Teleportation zu ihm zurückgerufen werden. Sowohl Schwert als auch Schild können bei Bedarf in Flammen gehüllt werden.


Vorgeschichte:

***

„Elysium! Unsere Heimat! Das kraftvoll schlagende Herz der Technik! Eingebettet in Grün und Blau soweit das Auge reicht! Ein harmonisches Zusammenspiel von Natur und Zivilisation! Ein Paradies geschaffen von unseren Vorfahren! Doch wissen wir alle was jenseits davon lauert. Jenseits der Mauern, welche vor so langer Zeit zu unserem Schutz erschaffen worden sind. Die manifestierten Albträume eines jeden Bewohners. Kreaturen so grauenhaft und bösartig, dass alleine ihr Anblick zu töten vermag. Eifersüchtig auf unser Paradies versuchen sie die Mauern zu überwinden und unsere Heimat zu vernichten. Doch wird ihnen dies nie gelungen. Unser Beschützer, der Order der Ritter ist unbesiegbar. Ein Hoch auf die Männer und Frauen, welche ihr Leben riskieren um unsereins ein sicheres Leben zu ermöglichen! Doch wurden diese tapferen Helden viel zu lange ganz alleine nach dort draußen geschickt. Viele von ihnen kehrten nie zurück. Wir gedenken aller Gefallenen. Mögen sie in Frieden ruhen. Doch die Zeiten ändern sich! Niemand ist dort draußen mehr alleine! Ermöglicht durch die Fortschritte unseres Forschungsinstituts werden die Taten unserer Ritter direkt zu euch nach Hause übertragen! Wir präsentieren euch exklusiv und live die Abenteuer unserer Helden auf Hero TV!

Ihr alle kennt das Punksystem nach dem sie bewertet werden, nach dem jedes Jahr der König der Helden gekürt wird! Und hier ist sie auch schon! Die unangefochtene Spitze dieser Liste. Bis heute unbesiegt und von allen geliebt! Mit welcher Leichtigkeit und Anmut sie ihren Gegner besiegt. Die anderen Ritter sind noch nicht einmal vor Ort und schon hat Auralia den ersten Kampf dieser Session für sich entschieden. Ein sauberer Sieg, welcher sie sogleich wieder an die Spitze der Tabelle katapultieren wird. Und hört ihr das? Da ist bereits das nächste Monster im Anmarsch. Bei dem Lärm kann es sich nur im ein gewaltiges Ungtü …. Mein Fehler. Dieses Kreischen kennen wir alle. Hier kommt er. Seit Jahren das Schlusslicht der Tabelle und wir fragen uns alle wie er dort draußen überhaupt überlebt. Es fällt einem schwer zu glauben, dass es sich bei ihm tatsächlich um den Sohn der Leiterin unseres Forschungsinstitutes handelt, welche ehe sie ihren heutigen Posten annahm, selbst für Jahre die Spitze unserer Helden anführte. Wie immer zu spät, Silas. Das Monster ist besiegt und für dich gibt es hier nichts mehr zu tun oder ist es deine Absicht Auralia erneut Punkte einzubringen indem du dich wieder von ihr retten lässt? …. „

Das Einfrieren der Aufnahme lässt Silas seinen Blick von dieser lösen und zu der schlanken Frau gleiten, welche den Raum betreten hat. Die Zeit hat auch sie gezeichnet, wie jeden Menschen und doch war Eri in Silas‘ Augen nie schöner. Es benötigt nicht mehr als ein liebvolles Lächeln und eine auffordernde Kopfbewegung von ihr, damit der Schwarzhaarige sich erhebt. Die Aufnahme seines nun bereits so viele Jahre zurückliegenden Einsatzes ist vergessen als er ihr mit schnellen Schritten folgt.

***

Als Sohn einer der angesehensten Ritterinnen, welche Elysium bis heute hervorbrachte war der Lebensweg des jungen Silas bereits vor seiner Geburt vorherbestimmt. Nicht, dass der Junge sich daran störte. Kaum stand er auf wackeligen eigenen Beinchen, eiferte er begeistert seiner Mutter nach und schwang in nahezu jedem wachen Moment sein erstes eigenes Schwert. Als Sohn einer Berühmtheit war er Stadtgespräch ehe er überhaupt alt genug war um zu begreifen, dass nicht nur er seine Mutter anhimmelte. Was er jedoch bemerkte war, dass die Leute gewisse Ansprüche an ihn hegten. Silas versuchte diesen gerecht zu werden. Doch je mehr er sich bemühte um so weiter schien er sich von dem Bild zu entfernen, welches von ihm erwartet wurde abzugeben. Er begann nervös auf die Anwesenheit anderer zu reagieren, verhaspelte sich beim Sprechen, verursachte kleine bis mittlere Katastrophen obwohl er nur versuchte zu helfen. In dem Versuch sich seine Unsicherheit nicht anmerken zu lassen, gab er den Klassenclown. Das alles führte jedoch nur dazu, dass es sich bei dem einzigen Freund, welchen der Junge vorzuweisen hatte um Urba handelte. Urba, die KI, welche nahezu alles in seinem und dem Leben seiner Mutter handhabte. Sie war immer für ihn da. Sie verurteilte ihn nicht. Sie stellte keine Erwartungen an ihn.

Die meisten Jahre seiner Kindheit verbrachte der jungen Silas mit Urbas Simulationen, welche ihm beibrachten was er für die Aufnahme an der Ritter-Akademie beherrschen musste, davon träumend eines Tages in die Fußstapfen seiner Mutter zu treten und als Ritter die Stadt vor den Wesen jenseits der Mauer zu verteidigen. In seinen eigenen vier Wänden war Silas sowohl ein laufendes Lexikon als auch die körperlichen Fähigkeiten betreffend seinen Altersgenossen voraus. Und doch gelang es ihm gerade so die Aufnahmeprüfung der Akademie zu bestehen. Sobald er sein Können unter Beweis stellen sollte war sein Gehirn wie leergefegt und sein Körper zu steif um die jahrelang geübten Bewegungen auszuführen. Dies zog sich nicht nur durch jede Prüfung vor welche die Akademie ihre Schüler stellte, sondern auch durch den Alltag im Unterricht. Silas bildete das Schlusslicht der Klasse und hatte inzwischen den Versuch aufgegeben Freunde zu finden. Er hatte Urba. Was sollte er schon mehr brauchen? Diese Frage beantwortete ihm ausgerechnet Auralia, das Mädchen, welches seit ihrem gemeinsamen Schulbeginn die Klassenspitze innehatte. Das Mädchen mit den goldenen Haaren hatte immer eine Antwort parat, war allseits beliebt und begabter im Umgang mit dem Schwert als die meisten Erwachsenen. Und dieses Mädchen interessierte sich für Silas. Sie zog ihn aus dem Loch in welchem er sich verkrochen hatte und zeigte ihm, dass das Leben so viel mehr als dauerhaftes Lernen in künstlicher Umgebung zu bieten hatte, ganz gleich wie real diese auch sein mochte. Die Realität war um Längen besser.

Silas begann aufzublühen und fand neben Auralia Freunde in Selvia und Enora, sowie deren jüngerem Bruder Nero, welcher ein Jahr nach ihnen an die Akademie kam. Selten war einer der fünf alleine anzutreffen und solange sich Silas alleine in deren Gesellschaft befand, konnte er, er selbst ein. Zu seinem Leidwesen half ihm dies jedoch weder bei seinen schulischen Leistungen noch besserte es das Bild, welches die Allgemeinheit von ihm hatte. Es machte ihm zu schaffen. Nicht um seinetwillen. Auch wenn ein kleiner Teil von ihm noch immer davon träumte in die Fußstapfen seiner Mutter zu treten, hatte ein wesentlich größerer Teil diesen Platz bereits an Auralia abgetreten. Es war in Ordnung. Was nicht in Ordnung war, war dass er durch seine schlechten Leistungen das Ansehen seiner Mutter durch den Dreck zog. Sooft seine Mutter ihm auch versicherte, dass sie ihre Taten als Ritterin nicht um des Ruhmes Willen vollbracht, hatte sondern um Elyisum in Sicherheit zu wissen, Silas konnte nicht darüber hinwegsehen, dass er alles ruinierte wofür der gute Name seiner Mutter stand.

Ein Ereignis welches ihn davon überzeugte, dass er niemals dafür gemacht war ein Ritter zu sein ereignete sich im Laufe seines 14ten Lebensjahres. Gemeinsam mit seinen Freunden trainierte Silas etwas außerhalb der Stadt in einer Ruine seine Kampftechnik. Begleitet wurde die Gruppe von Auralias Vater. Auch wenn der Mann selbst nie zum Ritter geschlagen worden war, unterrichtete er an der Akademie die Kunst des Schwertkampfes und nur wenige waren in der Lage ihm das Wasser zu reichen. Er stand nicht darüber seiner Tochter und ihren Freunden einige extra Stunden zu erteilen. Einmal davon abgesehen, dass Auralia seit dem Tod ihrer Mutter im Kindbett sein Ein und Alles war und es ihm schwerfiel sie überhaupt aus den Augen zu lassen. Es war nicht das erste Mal, dass die Wahl ihres Übungsplatzes auf diese gewaltigen Ruinen fiel aber sie alle hatten unterschätzt wie sehr der Zahn der Zeit an den Überresten des Gebäudes genagt hatte. Ein Knacken. Ein Krachen. Und im nächsten Moment stürzte die Welt um sie herum zusammen. Den meisten von ihnen gelang es sich in Sicherheit zu bringen, doch Nero wurde von herabfallenden Trümmern eingeschlossen. Ganz Herr der Lage wies Auralias Vater die Kinder an auf Abstand zu gehen ehe er selbst Hilfe aus der Stadt anforderte. Für einen Moment war alles ruhig, doch als weitere Trümmer zu fallen begannen konnte Silas nicht mehr warten. Nero wurde lebendig begraben und er stand nur hier herum. Es gelang ihm nicht einmal zwei Schritte in die Ruine zu machen ehe er gepackt und wieder nach draußen geschleudert wurde. Noch im Flug wurde er Zeuge davon, wie die Stelle an welcher er eben noch gestanden hatte und an welcher nun Auralias Vater stand von gewaltigen, herabfallenden Trümmerteilen bedeckt wurde. Den eintreffenden Hilfskräften gelang es Nero lebendig zu bergen, doch für Auralias Vater kam jede Hilfe zu spät.

Auralia sprach für Wochen nicht mit ihm und Silas war überzeugt davon, dass sie ihn nie wieder sehen wollte. Doch das Mädchen mit den goldenen Haaren bewies ein weiteres Mal, dass ihr Herz die selbe Farbe besaß wie ihr Haar. Eines Tages stand sie vor der Tür von Silas’ zu Hause und fragte geradeheraus ob sie nun hier wohnen könne, da sie selbst kein zu Hause mehr besaß. Seine Mutter nahm das Mädchen mit offenen Armen auf, während Silas nicht verstand wie sie ihm überhaupt noch in die Augen sehen konnte. Er hatte ihren Vater umgebracht. Sie versuchte es ihm zu erklären doch fiel es Silas schwer ihre Güte nachzuvollziehen. Alleine die Vorstellung, dass seine Mutter durch Auralias Dummheit gestorben wäre machte es ihm beinahe unmöglich in den Spiegel zu blicken. Er würde niemals ein Ritter sein. Geschweige denn ein Held. Doch Auralia gab ihn nicht auf. Ihr Vater war für ihn gestorben also solle er sich dessen als würdig erweisen. Dieses für ihn erbrachte Opfer war das einzige was ihn davon abhielt die Akademie zu verlassen. Stattdessen verbrachte er noch mehr Zeit damit zu lernen und zu üben. Doch der zusätzliche Druck forderte seinen Preis. Mühsam gelang es ihm bis in die Abschlussklasse vorzudringen, doch die Abschlussprüfung war ein unüberwindbares Hindernis. Während Auralia, Enora und Selvia die Prüfung mit mehr oder weniger Bravur bestanden war Silas soweit von einem erfolgreichen Abschluss entfernt wie nur möglich.

Während seine Freude nun also als Anwärter auf den Titel des Ritters an der Seite eines ihnen zugewiesenen Ritters die Welt außerhalb der Mauer kennenlernten, wiederholte Silas das letzte Schuljahr. Im zweiten Anlauf und mit mehr Glück als allem anderem gelang es auch Silas die Ausbildung an der Akademie gemeinsam mit Nero abzuschließen. Im Laufe des letzten Jahres war es Auralia gelungen sich der Ehre des Rittertitels als würdig zu erweisen und doch war Silas aufs äußerste überrascht davon als die inzwischen junge Frau mit den goldenen Haaren ihm eröffnete, dass sie der Ritter war an dessen Seite er als Anwärter auf eben diesen Titel gestellt wurde. Sie bestätigte ihm seinen Verdacht nie aber Silas war überzeugt davon, dass sie Beziehungen hatte spielen lassen um diese Kombination zu ermöglichen. Wieso sonst sollte man den schlechtesten Schüler der Akademie an die Seite des aufgehenden Sterns am Ritterhimmel stellen? Seine erste Erfahrung auf der anderen Seite der Mauer endete beinahe damit, dass er von einer fleischfressenden Pflanze vertilgt wurde. Auralia war mehr damit beschäftigt ihn zu retten als mit irgendetwas anderem. Silas tat sein bestes, doch das Muster blieb das alte. Je mehr er sich anstrengte umso schlimmer wurde es. Ihm war bewusst, dass er nicht ewig den Titel des Anwärters tragen konnte. Wenn er sich nicht bewies würde ihm sein Platz an Auralias Seite entzogen und somit die Chance sich zu beweisen.

Zufall. Schicksal. Vorherbestimmung. Wie auch immer man es nennen wollte. Silas’ Chance sollte kommen. Viel zu früh, da er die anderen Ritter nicht warten lassen wollte, erreichte der 22-jährige Silas die Mauer. Die anderen Ritter waren wie erwartet noch nicht anwesend und so fand er sich alleine einem vor Wut tobenden Drachen gegenüber. Wie dieses Wesen überhaupt derart nah an die Mauer gelangen konnte ohne Alarm auszulösen war etwas, das erst später geklärt wurde. Es war bekannt, dass Drachen dort draußen lebten, doch in der Regel interessierten sich diese nicht für die Menschen und ihre Stadt. Doch stand es außer Frage, dass dieses Exemplar die Stadt in Schutt und Asche legen würde sollte es ihm gelingen die Mauer zu passieren. Und das einzige was zwischen ihm und Elysium stand war Silas. Der junge Mann rief nach Verstärkung, wie es ihm beigebracht worden war und doch war ihm bewusst, dass diese es nicht rechtzeitig schaffen würde. Auch wenn es ihn das Leben kosten würde, er musste dieses Wesen aufhalten. Das hier war ein Kampf, den er nicht verlieren durfte. Und er verlor ihn nicht. Silas fühlte eine Ruhe wie nie zuvor in seinem Leben und bis die Verstärkung eintraf hatte er den Drachen bereits ein gutes Stück von der Mauer zurückgedrängt. Sein Todesstoß wurde live in die Stadt übertragen und bewies jedem Zweifler, dass Silas des Rittertitels würdig war. Dieser Kampf forderte nicht nur das Leben des Drachen sondern auch Silas’ rechten Arm. Im Gegenzug jedoch erfolgte Silas’ Ritterschlag bereits kurze Zeit später. Und doch hielt der Jubel um seine Person nur wenige Herzschläge lang an. Die Alltagsrutine kehrte zurück und mit ihr die Nervosität. Es dauerte nicht lange bis von Glück die Rede war. Von einem bereits schwer verletzten Drachen, dem Silas nur noch den Gnadenstoß verpasst hatte. Der junge Mann wusste, dass dies nicht der Wahrheit entsprach und ihm war bewusst, dass er nur diese innere Ruhe wiederfinden musste um sich endgültig beweisen zu können. Doch war dieses ‚nur‘ ein scheinbar unüberwindbares Hindernis.

Die Jahre gingen ins Land und Silas bildete ebenso verlässlich das Schlusslicht der Heldentabelle wie Auralia die Spitze. Sein Leben sollte sich erst wieder ändern als er gute zehn Jahre später seine Mutter, welche inzwischen die Leitung des Forschungsinstitutes übernommen hatte, von der Arbeit abholen wollte um ihren Geburtstag gemeinsam zu verbringen. Wartend stand er vor ihrem Büro, da sie noch etwas erledigen wollte ehe sie aufbrechen konnten als ihn eine bis dato fremde Stimme von hinten ansprach und fragte ob sie helfen konnte. Das erste was Silas feststellte als er sich umdrehte war, dass sich dort niemand auf seiner Augenhöhe befand. Den Blick senkend, entdeckte er einen Haarschopf, welcher gerade so über einen Stapel Boxen reichte, die gefährlich auf zwei in einem weißen Kittel steckenden Armen balancierten. Wie sich herausstellte handelte es sich bei diesem Haarschopf um die neue Assistentin seiner Mutter. Silas half ihr mit den Boxen und die beiden unterhielten sich eine gute Stunde lang bis seine Mutter bereit war aufzubrechen. Die Gesprächsthemen waren nichts besonders und ‚graue Maus‘ waren die ersten Worte, welche Silas in den Sinn kommen würde, sollte man ihn um eine Beschreibung der Assistentin seiner Mutter bitten und doch ging Silas die Frau nicht mehr aus dem Kopf. Also begann er seine Mutter häufiger auf der Arbeit zu besuchen um ‚zufällig‘ mit Eri zusammenzutreffen. Diese zufälligen Treffen zogen sich über zwei Jahre bis Eri ihn eines Abends einfach mit einem frechen Grinsen an der Hand nahm und ihn ungefragt zu ihrem ersten Date entführte.

Der ersten Verabredung folgten weitere und drei Jahre später fand Silas den Mut mit dieser einmaligen Frau zusammenzuziehen und Eri gelang worin Silas sein Leben lang gescheitert war. Sie gab ihm eine innere Ruhe, welche nur schwer zu erschüttern war. Der Verlierer Silas begann in den Rängen aufzusteigen. Als wäre es Ironie des Schicksals kümmerte er sich nun jedoch nicht mehr darum. Als Eri ihm einen Sohn schenkte, begriff er endlich die Lektion, welche seine Mutter all die Jahre versucht hatte ihm beizubringen. Es war gleich, welche Meinung die Leute von ihm hatten. Silas riskierte sein Leben um die Sicherheit von Elysium zu garantieren. Die Sicherheit seiner Familie, seiner Kinder. Und eben diese wussten ihn zu schätzen, liebten ihn für den Mann der er war. Nur das zählte. Dies war auch der Zeitpunkt den seine Mutter wählte um ihm die Frage zu beantworten, welcher sie bisher immer ausgewichen war. Wer war sein zweiter Elternteil? Seine Mutter berichtete von einem Treffen mit einer Frau außerhalb der Mauer. Eine Frau, welche sich als die Verkörperung von Mutter Natur selbst herausstellte. Es fiel Silas schwer dies zu glauben, fühlte er sich doch durch und durch menschlich. Oder nicht? Woher sollte er wissen wie es sich anfühlte menschlich zu sein, wenn er es nie gänzlich gewesen war? Dass seine Mutter ihm die Wahrheit erzählt hatte, bewies sich während Silas’ eigener Schwangerschaft. Diese schien etwas in ihm zu wecken. Es begann mit einem Flüstern, welches scheinbar nur er hören konnte, gefolgt von dem Gefühl die Lebensenergie anderer Wesen wahrnehmen zu können.

Die bevorstehende Geburt seiner Tochter forderte erst einmal gänzlich seine Aufmerksamkeit, doch in den Wochen danach konnte er diese neuen Wahrnehmungen nicht mehr ignorieren. Es wurde zu viel. Zu viele Menschen. Zu viele Lebewesen. Zu viele Stimmen. Doch Eri ebenso wie sein zu diesem Zeitpunkt dreijähriger Sohn waren für ihn da. Sein Junge schien fühlen zu können was genau Silas benötigte. Bereits erste Anzeichen seiner eigenen Mischlingsnatur? Silas musste sich zusammennehmen. Seine Familie baute auf ihn während sie ihn jedoch zugleich stützte. Gemeinsam lernten sie die Fähigkeiten kennen, welche mit Silas’ gemischter Natur einhergingen. Er zog sich aus dem aktiven Ritteralltag zurück. Zu riskant war es diesen fortzuführen während er selbst nicht wusste was er bewirken konnte. Und doch war die Welt hinter der Mauer genau der richtige Ort um diese Fähigkeiten kennenzulernen und auszutesten. Seine Frau sorgte dafür, dass er als offizielle Unterstützung für das Forschungsinstitut angestellt wurde und somit in ihrem Auftrag regelmäßig die Welt hinter der Mauer bereiste. Zu dieser Zeit begriff Silas auch warum seine Mutter beschlossen hatte ihr Leben nach seiner Geburt der Forschung zu widmen. Die Welt außerhalb der Mauer bot so viel mehr als nur die Gefahren welche zweifellos vorhanden waren, jedoch nicht als einziges hier draußen herrschten.

Es folgten Jahrzehnte, welche Silas zu großen Teilen erst mit seinen eigenen und später auch mit seinen Enkelkindern verbrachte. Dennoch hielt er sich im Laufe der Jahre immer noch zu einem guten Teil seiner Zeit, meist im Auftrag seiner Frau außerhalb der Mauer auf. Silas bemerkte mit einer gewissen Traurigkeit, dass er seit dem Erwachen seiner zweiten Natur anders alterte. Auch wenn optisch durchaus genügend Anzeichen für sein menschliches Alter vorhanden waren, schadete die Zeit ihm nicht. Im Gegenteil. Sie stärkte ihn. Eri würde sterben, ebenso wie seine Mutter inzwischen verstorben war. Und er? Er wusste es nicht. Ebenso wenig wie er das Schicksal seiner Kinder vorhersagen konnte. Sie trugen weniger von Mutter Natur in sich als er aber ihre Kräfte waren bereits früher erwacht als die seinen es waren. Seine menschliche Mutter war in die Arme der Natur zurückgekehrt, welche sie hervorgebracht hatte. Er hatte es fühlen können. Und auf eine sehr schwer zu beschreibende Weise konnte er sie noch immer fühlen als wäre sie nun ein Teil von ihm. Eri würde den selben Weg beschreiten. Ihre menschliche Hülle würde vergehen und sie würde ein Teil von ihm werden. Doch noch war es nicht soweit. Noch schickte sie ihn nach draußen um Nachforschungen für sie zu betreiben. Und noch empfing sie ihn mit einem liebevollen Lächeln und offenen Armen, wenn er nach getaner Arbeit zu ihr zurückkehrte. Und um diese Arbeit zu verrichten, musste er herausfinden woher die Störung kam, welche die Messungen anzeigten. Es sollte genau hier sein. Doch war hier nichts Ungewöhnliches. Seufzend machte Silas einen Schritt rückwärts während er den Blick in Richtung Himmel hob um festzustellen ob er nicht dort etwas übersah. Dort war jedoch nichts. Ebenso wenig wie dort wo sein Fuß auftrat. Anstatt auf festen Boden zu treten, verlor er das Gleichgewicht und im nächsten Moment explodierte die Welt in einem grellen Licht.